Heute konnte ich mir endlich mal die Zeit nehmen um einige der immer wieder diskutierten Themen tatsächlich mal zu überprüfen.
Da ich ,wie die meisten anderen, meist aus gefühlten Erfahrungen heraus argumentiere, und das Gefühl nicht immer richtig sein muß, habe ich heute mal so objektiv wie es mir möglich war Zahlen gesammelt.
Zu diesem Zweck bin ich in den Nordschwarzwald gefahren.
Mal nicht zum Spass sondern um die gesamte Zeit Fakten zu sammeln in den Bereichen:
Geschwindigkeitreglementierung
Verkehrssicherheit
Lärm
Geschwindigkeitreglementierung:
Die Teststrecke war die L 564 von Ettlingen bis Gernsbach.
Streckenlänge 30 km
die kompletten ersten 23 km waren reguliert mit Verkehrszeichen 30,50,60,70,80
an diesem Punkt der erste Abschnitt auf dem 100 erlaubt war.
Dieser Abschnitt war etwa 1 km lang.
dann wieder 4 km lang reguliert.
Die letzten 2 km waren wieder 100.....also 27 von 30km reguliert.
Verkehrssicherheit:
Während ich auf dem Hinweg besonders auf Reglementierungen geachtet hatte, habe ich auf dem Rückweg besonders auf Sicheheitsaspekte geachtet.
Ich bin exakt die erlaubten Geschwindigkeiten gefahren oder langsamer wenn Verkehr oder Strassenführung dies erforderten. Lediglich 3 mal hab ich mich erwischt das ich für wenige Sekunden 5 km/h schneller war als erlaubt.
Bilanz:
Die Gefahr eines Alleinunfalls bestand auf den 3 km wo 100 erlaubt war, da in diesen Abschnitten mehrere Kurven waren die auch der sportlichste Fahrer nicht mit 100 fahren kann.
Der Rest der Strecke war derart reguliert das ein Alleinunfall höchstens aus Langeweile möglich ist.
Gefährdung durch andere:
Auf den ersten 2 km wo ja 100 erlaubt waren kamen mir 3 Pkw entgegen die kurvenschneidend meine Spur mitbenutzten.
2 davon benutzten etwa 0,5 Meter meiner Spur, einer etwa 1,5 m meiner Spur.
Auf dem regulierten Teil wurde ich rechtswiedrig von einem Smart und einem PKW mit Anhänger überholt.
Erlaubt waren 70 bzw. 80 die ich auch gefahren bin.
Motorräder haben mich nicht überholt, bzw erst nachdem ich sie vorbeigewunken habe.
In 5 Fällen fuhren PKW extrem dicht auf insbesondere in Abschnitten mit 30 oder 50.
4 mal aufgefahren auf 3-5 Meter. 1 mal bis auf 1 Meter.
Lärm:
Überprüfungsort war Ortsausgang Loffenau( Mitglied der Initiative Motorradlärm) Richtung Gernsbach.
Dort befindet sich eine Grillstube die zu 90% von Motorradfahrenden besucht war.
Sitzplatz im freien etwa 1,5 Meter neben der Strasse.
Überprüfungsdauer 1 Stunde.
Verkehrsaufkommen: ca. 90 Zweiräder und etwa doppelt soviele PKW sowie 5 Wohnmobile.
Auffälligkeiten:
Ein Motorrad deutlich zu laut,weil schon weit vor Ortsende kräftig beschleunigt.
Ein Roller deutlich zu laut weil in Gegenrichtung deutlich zu schnell in den Ort eingefahren.
Ein Motorrad deutlich zu laut beim verlassen des Imbissparkplatz kräftig bergauf beschleunigt.
3 Mercedes deutlich zu laut beim beschleunigen aus dem Ort
3 andere sportliche PKW deutlich zu laut beim beschleunigen aus dem Ort
Dauer der Lärmbelästigung:
Da keines der Fahrzeuge nach passieren der ersten Kurve mehr zu hören war betrug die Dauer zwischen 5-7 Sekunden je Fahrzeug.
Die Dauer der Verkehrsgeräusche insgesamt betrug ca. 48 Minuten, zusammengerechnet 12 Minuten war gar kein Verkersgeräusch feststellbar.
In diesen 12 Minuten fielen auf:
Vogelgezwitscher ca. 7 Minuten
Unterhaltung und Lachen der Imbissbesucher ca. 4 minuten
Knirschende Geräusche von Motorradstiefeln auf dem Kiesweg des Imbiss ca. 1 Minute.
Insgesamt etwa 40 % der Motorräder waren geringfügig lauter als durchschnittliche PKW, 60 % gleich und vereinzelt leiser als PKW.
Erstaunlich fand ich das Loffenau zwar zu den Lärmgeplagten Gemeinden zählt aber am Ortsanfang ein Restaurant, in der Ortsmitte ein Hotel und am Ortsende der Imbiss werben mit... BIKERS WELCOME.
Meine Bilanz:
90% der Strecke geschwindigkeitsreguliert
Auf diesen regulierten Abschnitten 7 Gefährdungen durch PKW, einmal grobe Gefährdung, alles vom rückwärtigen Verkehr.
wo 100km/h erlaubt war 3 Gefährdungen durch PKW, einmal grobe Gefährdung alle vom Gegenverkehr.
Festgestellte Lärmbelästigung in 9 Fällen ( 3 mal Zweirad, 6 mal PKW) mit einer Gesamtdauer von 45 Sekunden in einer Stunde.
48 Minuten Verkehrsgeräusche in einer Laustärke die es bei direkter vorbeifahrt für etwa 2 Sekunden verhinderten die Unterhaltung am Nebentisch mitzuhören.
Übrigens befindet sich der Imbiss 100 Meter vom ersten Wohnhaus entfernt.
Lediglich ein Haus befindet sich gegenüber auf einer 5 Meter hohen Anhöhe über der Strasse und ist durch Bäume von der Strasse getrennt
Mein persönliches Fazit:
Die Lärmdebatte mag vor einiger Zeit reale Gründe gehabt haben, ist aber mittlerweile überholt, da sich das Verhalten der Motorradfahrer längst geändert hat.
Einzelne Ausnahmen mag es geben, aber in erster Linie wird alles nur noch vorangetrieben von Politikern auf Stimmenfang,eingefleischten Motorradhassern , Ökoidiologen und wenigen tatsächlich Lärmgeschädigten
Dies deckt sich mit Zahlen die ich anfangs kaum glauben konnte.
Silent Rider- die bundesweite Initiative gegen unnötigen Motorradlärm bewirbt seit über einem halben Jahr ihren Versuch eine Petition zu erwirken bei open petition.
50000 unterzeichner sind notwendig.......in über 6 Monaten haben lediglich 11% unterzeichnet
Das sind 5564 Unterzeichner und davon sogar noch 44 aus dem Ausland.
Teils aus Lärmgründen, teils aus Sicherheitsgründen sind unsere Strassen tatsächlich großflächig überreguliert.
Gerade diese Überregulierung schafft neue Sicherheitsrisiken.
Um diesen Sicherheitsrisiken durch den rückwärtigen Verkehr zu entgehen rät der Überlebensinstinkt zum schneller fahren.
Natürlich rechtfertigt dies nicht prinzipiell zu schnell zu fahren, in einigen Fällen aber schon.
Mir ist bewußt das es nicht representativ und nicht auf ganz Deutschland übertragbar ist.
Aber ich vermute die Tendenz stimmt.
Und ich wohne vermutlich auch noch im falschen Bundesland.