Anfang Mai hat der OB von Tübingen, der Grüne Boris Palmer, den ersten Lockdown in Frage gestellt und auf die erheblichen wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Folgen hingewiesen. Für den Satz "Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären" hat er einen beispiellosen Shitstorm geerntet und seine Partei hat ihm offiziell jede weitere Unterstützung entzogen.
Tübingen ist seitdem einen etwas anderen Weg gegangen. Anstatt das Leben mit immer drastischeren Massnahmen einzuschränken wird den am meisten gefährdeten Menschen gezielt geholfen indem sie kostenlose FFP2-Masken erhalten, getrennte Kleinbusse im öpnv angeboten werden usw. Dieser Weg hat sich inzwischen als sehr erfolgreich erwiesen.
Was ich damit sagen möchte: Es lohnt sich offenbar, nicht ausschließlich auf möglichst weitgehende Restriktionen zu setzen sondern alternative Überlegungen zuzulassen. Je unerbittlicher die Rhetorik gegen Andersdenkende wird, umso weniger werden sich Alternativen durchsetzen können, selbst wenn sie zielführender sind als das nächste Verbot. Dass sich alle bzw. jeder einzelne an jede Regel hält ist ohnehin eine reine Illusion. Das wird es im Hinblick auf die Corona-Regeln genausowenig geben wie wir verhindern können, dass irgendwo einer ohne db-eater rumfährt.