
Vorab muss ich natürlich auch kurz erzählen wie es dazu gekommen ist:
Da ich über meinen 60. Geburtstag mal etwas anderes machen wollte war eine Motorradtour Bayern vorgesehen, die jedoch in der geplanten Art und Weise relativ kurzfristig geplatzt ist.
Zu Hause bleiben oder ganz alleine zu fahren kam auch nicht unbedingt in Frage und so begab ich mich auf die Suche nach einer Reisebegleitung nun eher mit dem groben Ziel Italien.
Gesucht und gefunden! 😅
Jemand der sich spontan mit einem Vorlauf von nur 3 Wochen auf das Abenteuer einlässt 🥳.
Aus meiner Sicht konnte das eigentlich nur gut werden und so verabredeten wir uns zum Start am Mittwoch vor Himmelfahrt in Weil am Rhein da wir aus gegensätzlichen Richtungen kamen. Die erste Übernachtung im Hotel war im voraus gebucht und über den weiteren Verlauf, da es nur eine grobe Planung gab wollten wir gemeinsam entscheiden.
Also packte ich am Mittwoch in aller Frühe mein Motorrad und da der Regen unausweichlich war zog ich direkt die Regenkombi über. Von den 550 km bis zum Ziel waren sicherlich 400 km im Regen 😫. Am Zielort angekommen konnte ich die Handschuhe ausfringen und da ich den Kragen der Jacke nicht richtig geschlossen hatte musste das Innenfutter trocken geföhnt werden.
Gestärkt mit einem guten Frühstück sollte es am Donnerstag bei Sonnenschein über die BAB Schweiz und Italien bis an die Küste gehen. Der Gotthard-Tunnel wurde jedoch schon um 10:00 mit einer Verzögerung von 2 Stunden angesetzt und so verließen wir bereits beim ersten Stau am Vierwaldstätter See die Autobahn. Wir waren beide bereit flexibel zu gestalten und umrundeten erst mal den halben See um auf einer schönen Strecke zum Gotthard zu gelangen den wir auf dem Pass bei 10 Grad aber gefühlten 0 Grad überquerten. Danach wurde es im Tal jedoch schön warm und wir nahmen nochmals die BAB und suchten uns bei einer Kaffeepause zwischendurch schon mal eine Unterkunft in Montevecchia (Hotel Maggioni = sehr zu empfehlen) aus.
Der Freitag lief nicht ganz rund ….. es gab ein paar Irrwege 😇….. kurzfristig haben wir uns sogar mal verloren…. aber schnell wiedergefunden. (Vielleicht für manche erstaunlich, es klappte alles ohne KOM-System) Unser Tag endet durch reizvolle Landschaften mit spontaner Hotelsuche in Varese Ligure. Den Hinweis das wir Glück hätten, denn ab Samstag wäre es komplett ausgebucht haben wir nicht wahrgenommen.
So starteten wir am Samstag weiter Richtung Toskana über Carrara, Lucca bis Santa Maria al Monte. In einem netten Hotel mit Restaurant und Bar mit Live-Musik ergattern wir noch die letzten freien Zimmer. Untergebracht waren hier auch 4 Biker aus Niedersachsen.
Sonntag beginnt meine persönliche NostalgieReise der Toskana und ich möchte einige Orte aufsuchen die ich vor über 30 Jahren als ich noch jung war 🤣 ebenfalls mit dem Motorrad besucht habe. San Gimignano heute touristisch völlig überlaufen und in San Galgano der Kirche ohne Dach wird Eintritt verlangt. Aber in dem kleinen Bergdorf Montieri ist die Zeit stehengeblieben und wir sitzen bei Cappuccini gefühlt ewig an der Straße und genießen einfach. Die Hotelsuche treibt uns Richtung Küste wo wir vergeblich googeln und telefonieren, denn Italien hat durch den Feiertag am Montag den 2.6. ein langes Wochenende und die Hotelsuche ist zu der Zeit nicht ganz so einfach. Einzig eine Luxusherberge (zumindest vom Preis) mit individuellem Parkplatz ist frei. Also wieder zurück fast bis Montieri.
Morgens planen wir jeweils unseren weiteren Verlauf der Tour mit dem Finger auf der Landkarte und am Nachmittag kurz vor erreichen des vorgesehenen Ziels wird in einer Pause ein Hotel in der nähern oder weiteren Umgebung gesucht.
Unser Weg durch Italien begleitet von alten Erinnerungen, die jeder von uns hat führt aber auch in für uns neue und unbekannte Gegenden um neue schöne und lebendige Erinnerungen und Momente zu schaffen.
So kommt es auch schon mal vor, dass wir in den Pausen die Zeit einfach verquatschen und mit Cappuccini das italienische Flair und den Augenblick genießen. Bei Sonne und strahlend blauem Himmel zeigt das Thermometer täglich 30 Grad +/- 😎. Da wir beide das Ganze auf wunderbare Art unvoreingenommen, tolerant, spontan und flexibel angehen harmoniert es hervorragend und Gesprächsthemen gehen nie aus.
Dem italienischen Verkehr versuchen wir uns anzupassen, denn schnell ist klar, wer sich an Geschwindigkeitsbegrenzung hält ist ein Verkehrshindernis. Was natürlich manchmal etwas schwierig ist in Kombination mit den vielen Blitzern.
Die Navigation im Offline-Modus hat uns aufgrund von Straßensperrungen und fehlenden Umleitungshinweisen die ein oder andere Stadtrundfahrt/Sightseeingtour 😂beschert.
Meist auf kleinen und kleinsten Straßen unterwegs haben wir sehr wenig Verkehr. Jedoch ist die ein oder andere Straße für den Sporttourer etwas unbequem, was die GS locker wegsteckt so lange das Schlagloch nicht hinter oder in der Kurve versteckt ist.
Kurven braucht man nicht zu suchen und Liebhaber von Spitzkehren kommen auch nicht zu kurz. Aus der Toskana geht es südöstlich Richtung Umbrien nach Narni am Rand der Maremma vorbei. Weiter Richtung Süden drehen wir ca. 70 km vor Rom ab um in einer Schleife wieder nordöstlich nach L’Aquila in den Abruzzen zu gelangen.
Vorbei am Corno Grande führt der Weg an die Adriaküste um die nächsten 2 Tage wieder landeinwärts eine Kurve zum nächsten Küstenpunkt zu ziehen. Bei den Marken hat mich die Erinnerung getäuscht, die Straßen empfinde ich als die schlechtesten und langweiligsten, gespickt mit Blitzern.
Das voraussichtlich schlechte Wetter in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Blick müssen wir leider nun langsam die Route des Heimwegs planen und so entscheiden wir uns glücklicherweise für die Schweiz. Quer durch die Apenninen entwickelt sich diese Tour mit als Highlight. Gefühlt als völliges Hindernis (zumindest meinerseits) für die italienischen Motorradfahrer bewegen wir uns zufällig entlang der einheimischen Szenenstrecke (nachgegoogelt = Passo della Raticosa, Bikertreff und Passhöhe 968m) Posen angesagt, Sportlerfahrer in Rennkombi, Filmen und Fotografieren in den Kurven. Wir lassen sie vorbeiziehen und bekommen es immer gedankt mit dem in Italien meist angewendeten Fuß-Gruß.
Der letzte Tag in Italien verabschiedet sich mit einem tollen Sonnenaufgang und wir starten nun wieder BAB nach Weil am Rhein.
Fazit: Mit knapp 4000 km traumhafte Italien-Tour, die wie von manchen gerne bis ins kleinste Detail geplant, nicht besser sein könnte. Mit einem wunderbaren Menschen an meiner Seite den ich sehr zu schätzen gelernt habe und dem ich sehr dafür danken möchte.
Jederzeit gerne wieder!
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