Kleine Dörfer mit typischen Bruchsteinfassaden reihen sich in der reizvollen Umgebung des Göhltals aneinander. Wenig befahrene Straßen ziehen sich durch leicht hügeliges Gelände. Etwa zwei Dutzend Burgen, Schlösser und Herrenhäuser säumen die Route, einige davon mit einer weit zurückreichenden Geschichte. Sie verstecken sich oft in idyllischen Flusstälern und befinden fast alle noch heute in Privatbesitz.
Burgen Ostbelgiens
Die Burgenroute beginnt fast vor den Toren Aachens. Über die B57 erreiche ich zügig die Provinz Lüttich in Ostbelgien, dann passiere ich mit meiner Siwi schon auf holprigen Pflasterstraßen die Wasserburg Raeren, deren Gräben vom Flüsschen Iter gespeist werden. Nur etwa 100m weiter erhebt sich das ebenfalls von Wassergräben umgebene „Haus Raeren“. Ein Stopp und eine kurze Besichtigung des Töpfermuseums lohnen sich hier allemal. Am Rande der tiefen Wälder des Naturparks Hohes Venn - Eifel entlang zieht meine 600er Honda Silver Wing ihre Bahn. Der Motor ist kaum warm, da erhebt sich vor mir, ein wenig abseits in einer Niederung, das Schloss Libermé. Auf einer alten Römerstraße rolle ich über den Höhenzug zwischen Kettenis und Walhorn in das Dörfchen Walhorn-Astenet ein. Wo Groetbach und Mühlgraben der früheren Asteneter Mühle zusammen kommen, auf halber Strecke zwischen Walhorn und Hergenrath, erhebt sich Schloss Thor, das Brauhaus der alten Burg Astenet. An der St. Katharina von Sienna Kapelle folge ich der gut ausgeschilderten Route in Richtung Lontzen und treffe auf einen kleinen Ort, dem alte Bauernhöfe einen malerischen Charakter geben. Die Gutshöfe erzählen mit ihren typischen kleinen Fenstern, den Bruchmauern und steilen Dächern jahrhundertealte Geschichten. Die Route macht einen kleinen Umweg über schmale Feldwege mit umso breiteren Schlaglöchern. Kuhfladen weisen auf erhöhte Rutschgefahr hin. Slalomfahrt ist angesagt. Ich folge der „Rue Mitoyenne“ und biege in die „Rue des Volontaires“ ab, historische Strassen, die schon von den Truppen de Condé's, Wallensteins und Napoleons benutzt wurden. In der Ferne erheben sich die Silhouetten der beiden Schlösser von „Ruyff“ zwischen uralten Bäumen. Schloss von Ruyff, auch Schloss Baelen genannt, mit seinen zwei Zwiebeltürmen und einige Meter weiter, in einer Talmulde, das „Alte Schloss Ruyff“. Die von grauer Patina überzogenen Mauern spiegeln sich in den dunklen Wassergräben.
Das Viadukt von Moresnet und der deutsche Ritterorden
Ab hier weisen die Hinweisschilder in französischer Sprache - „Route des Châteaux“ (Burgenroute) - den Weg. In Moresnet zieht das monumentale, 1,3 km lange und 67m hohe Göhltalviadukt meine Blicke auf sich. Das kühne Viadukt ist die längste Brücke der belgischen Eisenbahn und einer der interessantesten und schönsten Flecken der Route. Zu Füßen des Viadukts liegen die Eulenburg und die Ruinen des Schlosses Alsenberg, von dem man lediglich noch den Bergfried erkennt. Im Dorf selbst befindet sich das gut erhaltene Schloss Bempt. Die N3, die “Route Charlemagne“ gibt mir Gelegenheit, etwas an der Gashand zu spielen, doch Vorsicht - auch in Belgien gibt es die Rennleitung und so schwenke ich schon bald wieder auf kleine Seitenstraßen ab. Weißblaue Belgier, die größten und stärksten Kühe der Welt, stehen auf sattgrünen Weiden. Halbhohe Weißdornhecken und kleine Weiher wischen an mir vorbei. Entspanntes Kurvenwedeln ist angesagt.
Ein Wegweiser in Form eines Fisches lenkt den Weg zu einer Reihe von Teichen, hinter denen sich eine wehrhafte Burg erhebt, welche ihre mittelalterlichen Züge über die Jahrhunderte bewahrt hat: Schloss Streversdorp, auch als Château de Graaf bekannt. Ein idyllischer Ort, der zu einer Rast einlädt; jedenfalls solange, bis mich die Mücken entdecken. Übrigens - Motorradjacken schützen auch vor diesen Plagegeistern. Die fast schnurgerade N608 führt mich am Rittergut Vieljahren, einem befestigten Herrensitz, der vom Mittelalter bis auf den heutigen Tag sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat, vorbei. Ich mache einen kleinen Umweg und biege in Henry-Chapelle zum „American Cemetery and Memorial“ ab. Ein Friedhof mit 8.000 gefallenen Soldaten; ein Mahnmal des 2. Weltkrieges. Zurück an Hauptstrasse schwenke ich am Châteaux Magis, kurz hinter Aubel, hinüber nach Fouron-St-Pierre (flämisch: Sint-Pieters-Voeren), einem Kleinod mit einem der markantesten Schlossbauten der Region, ab. Ich tauche nun mitten ins Voerener Land ein. Urige Dörfer mit typischen Fachwerkhäusern, kleine Weiler, Mühlen, romantische Bäche, Bauernhöfe und natürlich immer wieder Schlösser. Die Kommanderie, eine imposante Anlage, deren Reiz durch die Parkanlage mit alten, knorrigen Bäumen und den sie umgebenden Fischteichen geprägt ist, gehörte einst dem mächtigen deutschen Ritterorden. Die Fischzucht (mit Restauration!) sowie die Siroperie Wiertz, die süßen Genuss aus Äpfeln und Birnen herstellt, sind zu besichtigen. Der berühmte Sirup wird im Herbst in riesigen Kupferkesseln über Holzfeuer „gebraut“.
Am Ortsrand von Teuven, liegt Schloss Hof De Draeck aus dem 16. Jahrhundert; heute ein romantisches Hotel-Restaurant. Von der Terrasse der ländlich gelegenen Brasserie „Het Rode Bos“, die höchst gelegene Brasserie Flanderns, genieße ich bei einem Espresso den Panoramablick auf das wunderschöne Hügelland der Region.
Wer auf originelle Weise auf der Tour eine Rast einlegen möchte, der sollte bei der Moeder de Gans in Teuven einkehren. Das Lokal in einem alten Backsteingebäude mit urigem Interieur und großem Biergarten bietet rustikale belgische Gerichte wie z.B. Voerener Blutwurst, serviert mit Apfelstreifen auf Salat. Lecker!!
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