Mein Vater fuhr mit einem Fahrrad zur Arbeit. Er war Pförtner in einer Maschinenfabrik. Das war kurz nach dem Krieg, das Wirtschaftswunder war noch nicht angesprungen. Gute Reifen und Schläuche gab es nicht. Höchstens auf dem Schwarzmarkt zu Räuberpreisen. Er behalf sich mit Druckluftschläuchen. Er war ja schließlich in einer Maschinenfabrik. Da liegt auf dem Schrotthaufen schon mal was brauchbares. In passende Stücke geschnitten und um die Felgen des Schrottfahrrades gelegt. Mit Draht an den Schnittstellen verbunden. Freilich, die Kneifzange in der Tasche und ein Stück Draht mußten griffbereit sein. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, aber so war es damals. Bald aber gab es richtige Bereifung zu kaufen. Dann wurde das treten zu mühsam und Vatter konnte sich ein Motorrad leisten. Fast schrottreif, aber es lief noch. Ein Leichtmotorrad. Dürkopp mit 98ccm Einbaumotor von Sachs. 2,25 PS stark, zwei Gänge mit "Außenbord-Schalthebel" am Tank. Immerhin, es hatte schon einen Kickstarter. Damit habe ich dann meine ersten Fahrversuche gemacht. Wenn die Polizei nicht guckte. Dann bekam ich mein erstes Moped geschenkt. Es war eine Zündapp, Eingang, Zweiketten System (eine für dem Motor, eine für die Pedale). Leider war das Ding nicht fahrbereit. 5 Km nach Hause schieben. Aber einem geschenkten Gaul.... Die Kupplung war defekt. Mein Mopedmechaniker hat das wieder fahrbereit gemacht. Doch ich hatte nicht lange Freude daran. Ich wollte unbedingt meinen staunenden Mitschülern meine neueste Errungenschaft vorführen. Übermütig legte ich mich in die Kurve. Das Schultor stand offen. Leider nur das halbe Tor. Kurz, ich knallte gegen den geschlossenen Torflügel. Kaputt. Ich nicht, aber das Moped. (Wat ´ne Blamasch!) Nun war ich erstmal wieder Radfahrer. Ich lebte sehr genügsam und sparte für ein neues Moped. Als ich 600 DM zusammen hatte gab mir mein Vater den Rest dazu. Es war eine Zündapp Combinette. Ein Mokick mit 3 PS und drei Gängen, Fußschaltung. Die sah richtig aus wie ein kleines Motorrad. Nur die 40 Km/h waren mir zu lahm. Also Kettenritzel tauschen, nun fuhr die 60. Damals hatte die Polizei noch nicht die Zähne auf den Zahnrädern gezählt. Damit fuhr ich die 350 Km bis nach Oldenburg zum Militär. Und zurück. Das lief prima. Bis mir ein Rehbock in die Quere kam. Reh tot, Zündapp nicht mehr fahrbereit, ich krankenhausreif (Schlüsselbeinbruch). Nachdem ich wieder fit war konnte ich für wenig Geld eine andere Combinette erwerben. Die hatte einen Motorschaden. Aber den Motor brauchte ich nicht, nur die Vorderradgabel. So hatte ich mir aus zwei kaputten eine heile Combinette zusammengebaut. Freilich war die vorne blau und hinten rot. Aber das störte mich nicht, Funktion ist alles! Die fuhr ich dann noch lange Jahre. Bis die endlich schrottreif war. Da brauchte ich was neues. Inzwischen hatte ich den Führerschein für Motorräder erworben. Ich bekam eine BMW R27. Freilich, da nicht so teuer, schon etwas ausgelutscht. Aber die trug mich noch an die Nordsee und auch bis an´s Mittelmeer. Ein Kurbelwellenschaden kündigte sich an. “Klonk klonk klonk”. Ein Arbeitskollege wollte die unbedingt haben. Na gut, 250 DM. Ich habe ihn aber gewarnt. “Paß auf, mit der Kurbelwellenlagerung scheint etwas nicht in Ordnung zu sein. Das kann noch lange halten oder auch morgen schon kaputt sein.” Er hat sie trotzdem gekauft. Zwei Wochen später, die Vorwürfe ließ ich an mir abprallen. Dann erstmal Pause. Heirat, Kinder und so. Aber dann erwarb ich eine MZ TS 250. Wertarbeit Marke “Ost”. Das elemantare Motorrad. Natürlich gebraucht, da durch die Familie knapp bei Kasse. Die lief auch ganz prima, auch über die Alpen. Bis sie verschlissen war. Die habe ich dann verschenkt. Der Beschenkte hat die wieder aufgerüstet, einen Beiwagen drangeschraubt und damit seine kleine Tochter spazieren gefahren. Die hatte Spaß daran. Wieder Pause. Bis meine Tochter, die mittlerweile auch das Motorrad- fahren entdeckt hatte sagte: “Papa, du hast doch den Motorrad- Führerschein. Möchtest du dir nicht wieder ein Motorrad kaufen, dann könnten wir zusammen in die Eifel fahren!” Wer kann da schon widerstehen wenn die hübsche Tochter mit den Wimpern klimpert? Na gut, Tochter hatte ihre “Teenie-Pferde-Phase” schon hinter sich (der Gaul hat sie abgeworfen), warum nicht? Ich kaufte mir eine Transalp. Damit kam ich auf Anhieb zurecht, zuverlässig, leicht zu handhaben und verzeiht so manchen Anfänger- Fahrfehler. Wir haben tatsächlich eine Tour durch die Eifel gemacht. Eine, nur eine! Als ich meine Promille-Pause hatte durfte ich nicht fahren. (Reu, reu Reue). Danach hat sie mir die Tansalp unfair abgeschwatzt. Aber das ist ein anderes Kapitel, da möchte ich mich nicht weiter dazu äußern. Schon war ich wieder wieder mit Führerschein aber ohne Motorrad. Da ich gerne wieder fahren wollte, habe ich mir eine nagelneue Transe gekauft. Die fuhr ich bis die nach 150'000 km klapperig wurde. Die konnte ich noch gut verkaufen und habe nun meine dritte Transalp. Die ist mittlerweile auch schon 20 Jahre alt. Damit kann ich noch lange fahren (bin 75 J). Übrigens, meine Tochter mag mich nicht nicht mehr. Wir sind nie mehr zusammen gefahren. Versteh´ das einer... Danke daß ihr die Geduld hattet bis hierhin zu lesen. Es grüßt: Grufti
So kam ich zum Motorrad
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:good: schöne (lebens ) geschichte ich kam zum motorradfahren nach einem lehrgang, ein damaliger bekannter meinte, ich glaube es war nach dem 10 oder 12 bier, das das autofahren überhaupt keinen spaß mehr macht. ich stimmte ihm zu, 3 tage später hatten wir uns zur fahrschule angemeldet. mein erstes motorrad war eine xs 400, 27 ps danach eine cb 750 f dann die erste bmw r 80/7 ( habe ich heute noch ) dann eine r 1100 rs, dann r 1150 r dann k 1100 rs ( hab ich auch noch ) dann ein küschall rollstuhl, aber das ist eine andere geschichte. B-)
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Dieser Beitrag sollte eigentlich in´s Blog. Etwas ausführlicher, und mit Bildern. Nur wie kommt man da hinein? :scratch: :unsure:
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:unsure: nicht verzagen cheffe fragen, :mail:
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Ein Motorrad habe ich nicht erwähnt, da ein Desaster. Nachdem die BMW weg war brauchte ich was neues. Zu der Zeit gab es die ersten Motorräder aus Japan zu kaufen. Ich bekam eine Honda CB 450. Das war eine Rakete! 42 PS war zur Zeit der VW-Käfer sehr viel. Aber wie Raketen das so an sich haben, die zischen zwar unglaublich ab. Jedoch ist das Feuer nach kurzer Zeit aus. Die war ständig kaputt. Kaum eine Fahrt bei der die noch heile zurückkam. Loch im Kolbenboden, Auspuff gerissen, irgendwelche Teile schlicht abvibriert... Nur Huddel. Ölpumenversagen, daraufhin Nockenwelle festgelaufen und und und. Da war ich es leid. Zum Spottpreis an einen Bastler verkauft. "Nie wieder Honda" sagte ich damals. Nun habe ich die dritte Transalp. Honda hat hinzugelernt, deren Motorräder sind nun zuverlässig. Peter :good:
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