
30.000 Kurven auf 3.000 Kilometern? Rein rechnerisch kann das nicht stimmen….
Zehn Kurven pro Kilometer? (Warum hat ein modernes Motorrad eigentlich so viele überflüssige Kontrollleuchten auf dem Display wie dieses magische Dreieck mit „!“ bei KTM. Aber keinen Kurvenzähler???)
Aber gefühlt haut es hin, wenn man von Tanger durchs Rif-Gebirge nach Fes fährt, den kleinen gelb in der Karte eingezeichneten Straßen nach Midelt folgt und nach den ersten 1000 Kilometern schließlich in den Sanddünen von Merzouga sein Zelt aufschlägt (Klaus) oder sein Zimmer in der Auberge Sahara bezieht, einer gelungenen Mischung aus elegantem Hotel und traditionellem Berberpalast beziehungsweise unserer Vorstellung davon (Kathi, Michael, Gert und Paula).
Wir sind restlos begeistert. Von der Tee-Zermonie zur Begrüßung, vom köstlichen Huhn mit Gemüse in den Tajinen, vom malerischen Palmenensemble im Innenhof, an den sich steile Sanddünen nahtlos anschließen. Wir besteigen sie im richtigen Augenblick und können gerade noch ein romantisches Foto für die Lieben daheim schießen, bevor die fotogene Karawane aus Kamelen, Touristen und untergehender Sonne vom Horizont verschwindet und zurückkehrt in ihr Lager aus imitierten weißen Beduinenzelten.
Tinghir, Agoudal, die Schluchten von Dades und Todra, vor allem die Offroad-Tagestour ins 3.000 m hoch gelegene Aloutif - das auf mich wirkt wie eine Einsiedelei der Tuaregs - bilden den Höhepunkt unserer Reise.
Unvergesslich die Farben der felsigen, baumlosen Bergrücken, die in den ersten Tagen lehmig braun wirkten, im Laufe der unzähligen Stunden im Sattel, der unzähligen Kurven, um die wir fliegen, aber bunt werden, in zarten Gelbtönen und leuchten, rosa changieren und in dunklem Rot enden. Je nach Lichteinfall und Gegend schlägt uns in horizontalen Schwüngen gestreiftes Schwarz, Umbra und Anthrazit entgegen, dann wieder das pastöse Grün, das sich regelmäßig auch im Lehm der Hauswände wiederfindet.
Während Marrakech und seine mit asiatischen Schnäppchen überschwemmte Medina wenig zu bieten hat für Motorradfahrer - außer wirklich spektakuläre An- und Abfahrten für Kurvenjunkies über die frisch asphaltierten Ausläufer des Hohen Atlas - kommen Sandfans in Foum Zguid und Mhamid, vor allem auch auf der Strecke dazwischen, voll auf ihre Kosten. Klaus, unser wunderbarer Guide aus Bonn, ohne dessen fundierte Ortskenntnisse wir diese Tour niemals in dieser Zeit und dieser Perfektion und dieser guten Stimmung hätten machen können, stellt quasi zur Wahl: Straße oder Piste?
Wobei wir berücksichtigen: Die Rallye Maroc fährt heute parallel. Der Kompromiss liegt nahe: Sobald das Tagespensum Raum lässt, drehen die Jungs Extratouren im Gelände und die Mädels genießen den Pool. Apropos Pool: Das war der Bonus an guten Tagen. Gelegentlich, zum Beispiel in Tazenakht oder Imichil, haben wir einfache Auberges Locales gefunden: Mit Kaltwasserschlauch zum Duschen und harter Matte statt weicher Matratze.
Klaus, im Namen aller mitfahrenden Netbiker: Danke für diese unvergesslichen zwei Wochen unter deiner Führung, deiner Initiative, mit deinem unendlich großen Wissen über Motorradreisen im Allgemeinen und Reisen in Marokko. Gib uns Bescheid, wenn du wieder mal Mitfahrer suchst.
PaulaNineT
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