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Kurvenreiche Lahntour

  • Rick
  • 25. Juni 2023 um 16:55
  • 1.390 Mal gelesen
  • 1 Kommentar

Schon seit fast einem Jahr stand der Termin für mich fest. Für den 24. Juni 2023 stand eine Gruppenausfahrt auf, nicht an der Lahn, im Programm. Mein Lieblingsbruder; gut, er ist der einzige Bruder, den ich noch habe, somit ist es nicht schwer für ihn, mein Lieblingsbruder zu sein, sprach letzten Sommer von einem Paddelerlebnis. Eine Gruppe von aktiven und inaktiven Musikern veranstalten ein Gruppentreffen seit 13 Jahren am ersten Sommerferiensamstag (Ferienplan=NRW) auf einem Zeltplatz in Runkel an der Lahn. Seine Erzählung machte mir Lust darauf, einmal dabei zu sein. Ulf, der Organisator der Tour und ein alter Freund meines Bruders, ich durfte ihn auf diversen Feten kennen und mögen lernen, war nicht abgeneigt, mich in diese illustre Gruppe aufzunehmen. Gestern morgen war es dann soweit. Um 8:00h stand mein Brüderchen pünktlich vor meiner Haustür, wir luden seinen Krempel in mein Auto und wir machten uns auf den Weg über die A3. Trotz Stau kamen wir fast pünktlich am Treffpunkt an. Wir waren nicht die Letzten.

15 Menschen beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 15 und 69 Jahren sortierten ihre Klamotten und beluden die Kühltaschen mit Reiseproviant, bevor wir uns zu Fuß auf den Weg zum Runkeler Bahnhof machten. Alex, ein sehr fürsorglicher Mitorganisator drückte mir ein eiskaltes Fläschchen Rut-Wiess, das ist ein sehr leckeres Kölsch, als Wegebier in die Hand. Das war nötig.

Kurz vor der Ankunft am Bahnhof sahen wir den Zug, der uns nach Fürfurt zur Einsatzstelle bringen sollte, in den Bahnhof einfahren und wieder ausfahren. Ohne uns. Ich meine, er fuhr ohne uns nach Fürfurt. Dieser Zug zumindest.

Der nächste sollte eine Stunde später fahren.

Nun hatte ich endlich Gelegenheit diese bunte Mischung aus Menschen näher kennen zu lernen.

Es war warm, aber wir hatten ja Proviant. Wenn ich jetzt jeden dieser Menschen beschreibe, wird ein Roman aus diesem Bericht. Ich beschränke mich auf die wesentlichen Personen.

Zuerst mal Ulf. Ulf war Schlagzeuger in der Bonner Band namens Black Jack, in der mein Bruder vor dreißig Jahren den Gitarristen machte. Diese Band war damals so gut, dass sie als Vorgruppe von Wishbone Ash auftreten durfte. Die Bandmitglieder waren sehr trinkfeste Gesellen. Zu manchen ihrer Parties war ich eingeladen.

Zwei der Partygäste sind damals in der Dorfkneipe der Location versackt und mussten am nächsten Morgen gegen 4 Uhr beim Wirt ausgelöst werden. Sie hatten kein Geld, den Laden leer getrunken und waren so sturzbesoffen, dass Bakes bei unserem Anblick mit der letzten Bierflasche am Mund die Augen schloss, gestreckt nach hinten fiel und die paar Meter zum heimischen Grill getragen werden musste. Als er dann nach einer Stunde oder so wach wurde, feuerte er den Grill an. So ein hässliches Betonmonstrum, das damals grade in Mode kam. Die Flammen schlugen oben quer aus dem Rauchabzug und die Hitze verursachte Risse im Material durch das man den Bernhardiner meines Bruders hätte durchreichen können. Nein, das haben wir nicht wirklich getan.

Bei einer anderen Gelegenheit trafen sie sich zu einem Überraschungseintopf mit viel, mit sehr viel Bier. Jeder Gast brachte neben der Flüssignahrung eine oder mehrere Konservendosen seiner Wahl mit. Diese Dosen landeten in einer großen, mit Wasser gefüllten Zinkwanne. Die Etiketten, die sich nach kurzer Zeit lösten, ließen Rückschlüsse auf verschiedene Doseninhalte zu: Ananas, Feuerzauber, Gulasch, Hering in Tomatensoße, Hering in Senfsoße, Ölsardinen, Sauerkraut, Rotkohl, Erbsen- und Bohneneintopf, Pfirsiche, nochmal Gulasch und was weiß ich noch. Als das Feuer brannte und der große Kessel darüber warm wurde, wanderten ALLE Doseninhalte in besagten Kessel. Während der Eintopf vor sich hin blubberte, schmolzen die mitgebrachten Getränkevorräte und irgendwann erklang der Ruf: „Essen fertig“.

Es war ein schöner Abend und das Essen war nicht lecker. Trotzdem ein schöner Abend, der bis es dem Morgen graute, dauerte.

Wo war ich stehen geblieben?

Ach ja, am Bahnhof von Runkel.

Dann war da noch Dixie, der Mitorganisator zusammen mit Alex, der mich eingangs so fürsorglich vor dem Verdursten bewahrt hat. Ulf war dieses Jahr aus der Verantwortung weil seine Gesundheit und private Gründe seine Kräfte benötigten. Und Cäsar, zu dem komme ich später noch. Als der Zug im Bahnhof einlief, waren ca 50 Flaschen Bier plötzlich leer. Für die Gruppe hatte jemand ein Gruppenticket gelöst. Das reichte jedoch nicht für alle. Einer war überzählig, aber das war in dem Moment nicht wichtig. An der vorletzten Station erschien eine Kontrolleuse, die anfänglich die Tickets prüfte. Die überzählige Person suchte derweil verzweifelt einen Platz sich zu verstecken. Es gab keinen. Keinen Platz für 110 Kilo Schwarzfahrer im Zug. Die Kontrolleuse stellte ihre Kontrolltätigkeit ein und verkündete, dass die Fahrt am nächsten Bahnhof endet und ein Schienenersatzverkehr uns zum Ziel bringen sollte. Dixie sang derweil lauthals kölsche Karnevalslieder und wurde dabei von Logan, einem der Jungspunde, begleitet.

Der Zug hielt, wir brachten Dixie und Logan zum Schweigen und verstanden endlich die Botschaft der Kontrolleuse. Langer Rede, kurzer Sinn, eine viertel Stunde später saßen wir alle mit unserem mittlerweile geschrumpften Proviant in einem Bus, der uns die Bahnstrecke entlang zurück bis fast nach Runkel und dann zu unserem Ziel in Fürfurt brachte. Zwei einhalb Stunden später als geplant spuckte uns der Bus an einer Haltestelle in Fürfurt-Mitte aus.

Keiner hatte eine Ahnung vom Weg von dort zum Lahnufer, zu Willys Bootsverleih. Keines der vielen zur Wegsuche eingeschalteten Handies fand ein Netz. Irgendwann, nach zwei weiteren Bieren, probierte ich es mit meinem Smartphone, und tatsächlich lag die Einsatzstelle nur 80 Meter Luftlinie entfernt. Eine knappe weitere Stunde später saßen wir alle verteilt auf 4 Canadier und paddelten Lahnabwärts. Eine sehr kurvenreiche Strecke. Wenn wir mit Schräglage fuhren, war diese nicht der geschwindigkeitsbedingten Fahrphysik geschuldet, sondern dem ungeschickten Griff eines durstigen Passagiers in die Kühltasche mit Reiseproviant. Habe ich schon erwähnt woraus dieser Proviant bestand? Nein.

Er bestand aus einer Handvoll Brötchen, einigen Packungen Wurst und Käse und Bier. Viel Bier. Sehr viel Bier. Eher noch mehr Bier. Und das war gut so.

Vier Stunden und zwei Schleusen später legten wir wieder in Runkel an. Zwischendurch wurde gebadet. Meistens freiwillig. In der Lahn.

Auf dem Rückweg zum Zeltplatz mussten wir nicht mehr so schwer schleppen. Leergut ist leichter, als volle Flaschen, habe ich dabei gelernt. Auf dem Zeltplatz konnten wir nun unsere Tipis beziehen. Ein großes Tipi für zehn Erwachsene, wozu ich auch gezählt wurde, und ein kleineres Tipi für die Jungspunde.

Wer jetzt denkt, dass wir alle unzurechnungsfähig und besoffen ob des reichlichen Zuspruchs an unsere Biervorräte während der Tour waren, den muss ich enttäuschen. Innerhalb kürzester Zeit brannte das Grillfeuer, die kühl gelagerten Steaks und Würstchen fanden ihren Weg, zuerst auf die Glut, dann in unsere Mägen. Während des Garvorgangs wurden anspruchsvolle Gespräche über Vergangenes, die Gegenwart und die Zukunft geführt und die Biervorräte nahmen ab.

Nach dem Essen tauchte Eierlikör auf. Eierlikör und Bacardi.

Eierlikör und Bacardi verschwanden nach und nach und irgendwann schnappte Jessie, Ulfs 15-jährige Tochter, die mit ihrem 16-jährigen Freund dabei war, dabei muss ich erwähnen, dass die Jugend sich an Wasser und Cola hielt und nicht an der Biervernichtung beteiligt war, also, Jessie schnappte sich ihre Gitarre, drückte sie meinem Bruder in die Hand und dann lauschten wir der Musik. Als mein Bruder keine Lust mehr hatte, legte Jessie los.

Sie sang und spielte „Jolene“. Dieses Lied, vor gefühlt hundert Jahren mal von Dolly Parton veröffentlicht, ist eines meiner Lieblingslieder. Dieses Mädel, diese Jessie spielte so, dass sich mir die Haare aufstellten. Ich und einige andere hatten Gänsehaut. Sie kann singen und spielen. Das musikalische Gen hat sie wohl von ihrem Vater, oder ihrer Mutter, die ich nicht kenne, die aber auch musikalisch ist. Oder von beiden.

Irgendwann trollte sich die Jugend zu ihrem Tipi und machte ihr eigenes Feuer. Derweil öffnete Cäsar seine Schatztruhe.

Diese Truhe ist ein kleines hölzernes Kästchen mit Magnetverschluss, das Kräuter beinhaltet.

Gras. Es war eher Gras als Kräuter. Während Cäsar einen runden rauchfähigen Gegenstand formte erzählte er, was ihm so in den Sinn kam.

Wenn Cäsar jemanden für ein Arschloch hält, dann sagt er es. Klar und deutlich. Er redet nicht über die Menschen, er redet mit ihnen. Beim Abschied heute früh war ich ganz gerührt, dass Cäsar seine Freude darüber kund tat, mich und meinen Bruder kennen gelernt zu haben.

Ein bisschen bin ich stolz darauf, dass wir in seinen Augen keine Arschlöcher sind. Cäsar ist eine schräge Type. Fast siebzig Jahre alt, trägt lange graue Locken und einen ausgeprägten Schnäuzer, ist Musiker (Keyboarder) sehr trink- und Dopefest, aber er redet keinen Dünnpfiff. Was er sagt, hat Hand und Fuß. Er kann gemein, aber auch sehr lustig sein. Ein Typ halt. Ein Charaktertyp.

Gegen Mitternacht folgte ich meiner inneren Stimme, die mich zur Nachtruhe rief. Mein Lager auf einem Feldbett in einem Tipi, in dem noch keiner schnarchte, ließ mich zur Ruhe und zum Einschlafen kommen. Einige Stündchen später, wenn ich zwischendurch mal wach wurde, vernahm ich das rhythmische Sägen von Dixie, dessen Mund nur 2 Meter von meinen Ohren entfernt war. Mein Bruder, geplagt von Schlafapnoe störte diesen Gleichklang hin und wieder. Auch die anderen Herren im Zeltenrund schliefen nicht geräuschlos.

Gegen Morgen, meine Blase rief nach Entleerung, gewahrte ich Tanja und Cäsar, die immer noch auf der Bierbank der Bacardi-Vernichtung frönten. Aber ich konnte nochmal einschlafen. Kurz.

Eigentlich war es das schon mit meinem Bericht. Kurz nach sieben stand ich auf, räumte mit Frank die unermesslichen Mengen an Leergut zusammen, holte mit meinem Bruder den am Vortag bestellten Leberkäse in der Bäckerei, die nur 300 Meter entfernt lag, ab. Wir frühstückten, räumten auf, verabschiedeten uns sehr herzlich voneinander mit dem Versprechen uns im nächsten Jahr an gleicher Stelle wieder zu treffen und fuhren nach Hause.

Jeder für sich und ich mit meinem Lieblingsbruder.

Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr.

Und noch eine kleine Randbemerkung zum Schluss:

Wer jetzt denkt, dass Alkoholgenuss im Mittelpunkt dieser Begegnung stand, liegt falsch. Klar war Bier wichtig, aber keiner war an dem Tag oder Abend so betrunken, dass er oder sie unangenehm auffiel. Dieses Zusammentreffen einer bunten Mischung aus Menschen fast jeder Alters- oder Geschlechtsgruppe war ein Erlebnis, das sich zu wiederholen lohnt.

  • Vorheriger Artikel „Keine Wildsau, aber dennoch au“ Oder „Wie ich ans Motorradfahren kam“
  • Nächster Artikel In die Eifel, durch die Eifel und wieder raus aus der Eifel.

Kommentare 1

Mikael
28. Juni 2023 um 11:01

"Ulf war Schlagzeuger in der Bonner Band namens Black Jack, in der mein Bruder vor dreißig
Jahren den Gitarristen machte. Diese Band war damals so gut, dass sie als Vorgruppe von Wishbone Ash auftreten durfte."

Ich darf euch noch mitteilen, dass Ricks Bruder ein begnadeter Gitarrist ist, ohne Übertreibung. Einem Konzert durfte ich vor vielen Jahren beiwohnen und bin bis zum heutigen Tag beeindruckt.

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