
An anderer Stelle wurde beschrieben, warum ich an diesem Wochenende bei bestem Wetter kein Motorrad fahren konnte. Ein PKW-Fahrer war etwas unachtsam beim Ausparken und schmiss Spencer um. Das war letzte Woche Freitag.
An diesem Wochenende, mich juckte und juckt es immer noch in der Gashand, während Spencer in der Werkstatt seiner Rekonvaleszenz entgegen harrt, setzte ich mich nach dem Frühstück unter mein Vordach, schaute auf das übliche Chaos um mich herum und zermarterte mein Hirn, wie die moppedlose Zeit sinnvoll überbrückbar ist. Mir fiel nichts ein.
Außer der Frage, was gibt es zu essen heute und morgen und übermorgen?
Innerhalb von Minuten war mein Einkaufszettel voll geschrieben und ich war auf meinem Ebike unterwegs zum Bauern für Spargel und Champignons, zum Metzger für Hähnchenbrust und zum anderen Bauern, um Eier zu kaufen. Der Plan war Hühnerfrikassée mit Spargel und Champignons auf Basmatireis, den hatte ich noch vorrätig. 1 Liter Hühnerbrühe war noch im Gefrierfach. Die war übrig geblieben. Neulich. Vor einiger Zeit.
Schnelle Küche war angedacht. Die Eier brauch ich für was Anderes.
So ein schickes Omelett könnte ich auch mal wieder machen..... Doch ich schweife ab...
Nachdem die Einkäufe im Kühlschrank verstaut waren, der Spargel in ein feuchtes Küchentuch gewickelt, im kühlen Gästezimmer deponiert, nahm ich erst mal mit einem Kaffee und einer Zigarette unter meinem Vordach Platz.
Die Tischkreissäge kam mir in den Sinn. Neulich, beim Brennholz sägen blockierte die Säge. Nicht ganz unvermittelt, quasi selbst verschuldet. Über und hinter besagter Säge war ein ausgedientes Bettlaken gespannt, um Späne aufzufangen. Einfach nur um den Kehrradius zu verkleinern. Weil so eine Säge geneigt ist, die Späne in weitem Umkreis zu verteilen, kam ich irgendwann mal auf die geniale Idee, diesen Radius durch eine Bettlakensperre zu verkleinern. Dieses Laken hatte sich während der Sägerei gelöst, fiel herab und verhakte sich im Sägeblatt, das gerade auf Hochtouren lief. Es lief nicht mehr lange auf Hochtouren. Das Sägeblatt. Geistesgegenwärtig, wie ich nun mal bin, betätigte ich den roten Knopf an der Säge, den Ausschalter, fluchte ganz gottesfürchtig und die Sägerei hatte erst mal ein Ende. Mancher Nachbar ist mir wahrscheinlich heute noch dankbar für die Ruhe, die plötzlich von meinem Grundstück aus ging. Das ist jetzt ein paar Wochen her, dennoch beschäftigte ich mich jeden Abend beim Einschlafen damit, wie die Säge wieder ans Laufen zu bringen ist.
Ich kann jedem Menschen mit Einschlafschwierigkeiten nur empfehlen, nur einmal seine Kreissäge mittels Bettlaken am sägen zu hindern. Ich schlief jedes mal ein, bevor die Lösung nur annähernd greifbar war.
Heute war der Tag. Die Säge wurde frei geräumt, nach vorne in den Bereich gewuchtet, wo man sich frei drum herum bewegen kann, das ist im hinteren Bereich nicht möglich, weil drum herum Sachen stehen, liegen und hängen und dann hab ich mich erst mal hingesetzt. Am Kaffee genippt, eine Zigarette gedreht und nachgedacht. Der Kaffee war mittlerweile kalt und ich, bzw. die Kaffeemaschine hat mir einen neuen gemacht. Bei einer weiteren Zigarette stellte ich fest, dass ich der Lösung des Problems nur einen winzigen Schritt nähergekommen bin. Diese erbärmliche Säge war von oben bis unten, von links und rechts eingestaubt, mit Sägemehl gepudert und einige Spinnen hatten ihre Kinderstuben in allen Ecken und Kanten eingerichtet. Ahhhh, dachte ich, im Schuppen steht ein Kompressor. So ein 8-Bar Gerät, das sich nur mühsam auf seinen ausgefranzten Rollen fort bewegen lässt. Damit könnte ich allen Schmutz, Staub, Sägespäne und Spinnweben in kürzester Zeit ins Nirwana blasen. Dachte ich.
Nach dem ersten Meter brach eines der Räder vollends entzwei und ich musste mich erst mal setzen. Bei einer Zigarette, der Kaffee war mittlerweile wieder kalt und fast alle, griff ich zum griffbereiten Bierkasten. Nach dem Plopp, das bei der Entfernung des Kronkorkens mittels Feuerzeug entsteht, färbte sich mein Blick wieder bunter und neue Ideen keimten in meinem Schädel auf. Brennholz war reichlich neben mir gestapelt und ich dachte mir so, ich nehme jetzt ein Stück mit mindestens 12 Zentimeter Durchmesser, schneide zwei Scheiben davon ab und mittels Lochsäge bastel ich mir zwei neue Räder für den Kompressor. Die bittere Erkenntnis, dass keine Lochsäge mit 12 Zentimeter Durchmesser in meinem Fundus ist, überbrückte ich mit einer weiteren Zigarette und einem weiteren Plopp. Auf meinem Notebook, das mir unter dem Vordach fast immer Gesellschaft leistet, fand ich Rat. Eine Heimatseite, deren Namen an einen großen Fluss in Südamerika angelehnt ist, schlug mir passende Räder für einen akzeptablen Preis vor.. Diese Räder sind mittlerweile geliefert und montiert. Wo war ich stehen geblieben?
Auch ohne Räder gelang es mir, die Säge mittels Luftdruck von allen Fremdkörpern zu befreien. Als sie dann sauber war, mit Strom versorgt und der Einschalter betätigt wurde, ertönte nur ein leises Brummen. Das Sägeblatt ließ sich von Hand leicht drehen, doch der Motor wollte nicht drehen. Vor dem Handversuch habe ich natürlich die Stromversorgung getrennt, dennoch trage ich um zwei meiner Finger je ein Pflaster. Das ist meiner angeborenen Tollpatschigkeit im Zusammenhang mit Werkzeug jeder Art geschuldet. Selbst in meinen Reibekuchen landen hin und wieder Fingernagelstücke oder Fingerkuppenteile. Die folgende Internetrecherche brachte keine näheren Erkenntnisse zur Fehlerbehebung. Aber ich bin ein Mensch, der gern das Positive sieht. Die Ecke, wo die Säge seit fünfzehn Jahren stand, ist gereinigt und bietet jetzt Platz für Sachen. Was mit der Säge passiert, weiß ich noch nicht. Ich habe einen begnadeten Ex-Stiefsohn mit einem Faible für Elektrokram. Vielleicht kann der was richten, ansonsten freut sich der Schrotthändler über eine Druckluft gereinigte Kreissäge.
Wo war ich stehen geblieben? Mit dieser Frage möchte ich die geneigte Leserschaft nicht langweilen. Ich bin mir bewusst, diese Frage bereits gestellt zu haben. Dennoch ist sie hier von Nöten. Diese Frage. Der Tag war erst zu zwei Drittel verstrichen und das zweite Bier wartete auf den Plopp.
Zwei selbstgezüchtete Avokados warteten aufs Umtopfen. Sie warten nicht mehr. Blumenerde war reichlich da und das Hühnerfrikassée muss bis morgen warten. Ich hab keine Lust mehr zum Kochen. So ein trockener Grauburgunder ist auch recht lecker.
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