Motorradreise über 24 Tage, bis Süd-Spanien (Gibraltar)
Wenn bis dahin alles gut gehen würde, sollte evtl. die Reise noch weiter - bis zur Königsstadt Rabat in Marokko gehen.
Inspiriert durch "Haus am See" von Peter Fox: "...Ich muss mal weg, kenn jede Taube hier beim Namen ... Die Sonne blendet, alles fliegt vorbei. Und die Welt hinter mir wird langsam klein. Doch die Welt vor mir ist für mich gemacht. Ich weiß, sie wartet und ich hol sie ab..."
Ich mußte wirklich mal weg von allem was mich belastete, um mein seelisches Gleichgewicht wieder in die Balance zu bringen. Daher fuhr ich ganz alleine, nur mit mir selbst.
Für die Reise hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag ein Wenig aufzuschreiben, damit ich nicht vergesse, was so alles geschehen würde.
Eigentlich ist es eine schöne Adventsgeschichte - jeden Tag ein Türchen -
was hinter jedem Türchen ist, erfahrt ihr hier nun in meinem Reisetagebuch:
Tag #1 der Spanienreise 2023: Regensburg (DE) -> Solothurn (CH)
Auf dieser Etappe führte die Route aus der Nähe von Regensburg quer durch Süddeutschland, über den Bodensee in die Schweiz per Fähre, und weiter auf kleinen Schweizer Straßen bis Solothurn.
Da wollte ich meinen dort lebenden Bruder besuchen.
Unterwegs kam ich im Schwäbischen auch noch an so schönen Dingen, wie z. B. dem Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee vorbei. Für Camping-Enthusiasten ein Fest!
Die Überfahrt per Bodenseefähre von Friedrichshafen nach Romanshorn war bei Sonnenschein-Wetter ein Genuss! Hab dort 2 nette Harley-Fahrer aus Würzburg getroffen, die auf dem Weg nach Barcelona waren. Mit Werkzeug im Gepäck...
Eigentlich ist es in der Schweiz ja ganz nett - aber wenn man nicht gerade auf einem der schönen Pässe ist (Grimsel, Furka, etc.) - dann ist die Schweiz doch recht gewöhnungsbedürftig. Da zeigt z.B. mein frisch aktualisiertes Navi, daß für einen Streckenabschnitt eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt: nämlich 70 Km/h. Eigentlich ist das schon ein Witz, denn die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen ist eh nur 80 Km/h.
Nun ja mein Navi sagt 70 - doch an der Straße steht jetzt ein Schild 60 Km/h. Und was machen die Schweizer? die fahren nur 50 Km/h!
Da gehen anscheinend nicht nur die Uhren anders, sonder auch die Tachos...
Dafür entschädigte mich mein Bruder am Abend mit einem guten spanischen Rotwein - zur Einstimmung auf die Reise. Wir brauchten später noch eine zweite Flasche, um sicher zu sein, daß es ein guter Rotwein war.
Die leichten Kopfschmerzen am nächsten Morgen wären dann eigentlich vorhersehbar gewesen...
Tag #2 der Spanienreise 2023: Solothurn (CH) -> Bourg-Saint-Maurice (FR)
Diese Etappe begann zunächst mit einem Besuch bei einem Motorradbegeiterten, der seine Reisen filmt und über YouTube veröffentlicht. Ich folge seinem Kanal dort schon eine Weile und kann euch nur empfehlen, da auch mal reinzuschauen:
Er inspirierte mich auch, meine Reise nach Spanien noch etwas auszudehnen und ebenso Marokko wenigstens mal einen Kurzbesuch abzustatten. Es war so angenehm bei Kaffe und Gipferl, mit Christian Erfahrungen auszutauschen, daß wir die geplante Zeit etwas überzogen.
Anschließend setzte ich meine Reise durch die Schweiz fort - zunächst durchs Gebiet Gruyère. Hier ist die Schweiz nun endlich so, wie man sich Schweiz vorstellt. Wesentlich ländlicher und viel angenehmer, als die Nordschweiz, die kaum noch freie Fläche zwischen den Ortschaften hat.
Danach überquerte ich bei Sonnenschein, aber flankiert von hohen Schneewänden den Col du Grand Saint-Bernard mit seinen 2.467 Metern. Etwas einsam war es dort oben, da die Skisaison zu Ende war, aber die Sommersaison noch nicht begonnen hatte.
Nach einem kurzen Abstecher durch Aosta in Italien versuchte ich den Col du Petit-Saint-Bernard anzusteuern, doch mein Navi* weigerte sich hartnäckig eine Route zu berechnen.
Mit 5 Leuten und 3 Sprachen klärten wir dann an einer Tankstelle durch ein Telefonat bei den Behörden ab, daß der Pass wirklich geöffnet ist. So überquerte ich ihn dann gutgelaunt, weil mir ein beträchtlicher Umweg zu meinem geplanten Hotel erspart blieb.
Tagesziel war dann das Hotel L'Angival das ich spät, aber noch vor Dämmerung erreichte. Angenehm fand ich, daß die Franzosen - zumindest in den Hotels - inzwischen doch auch Englisch sprechen.
*) Weniger angenehm fand ich den andauernden Ärger mit meinem nagelneuen Navi. Doch davon später noch mehr...
Tag #3 der Spanienreise 2023: Bourg-Saint-Maurice (FR) -> Rencurel (FR)
Die Etappe sollte an diesem Tag laut Plan entlang der "Route de Grandes Alpes" via Val-d'Isère über den Col de l'Iseran führen. Angeblich einer der legendären Pässe - wie der Passo dello Stelvio - den ein echter Biker gefahren sein muß.
Ok, mit 2.770 Metern Höhe und als höchster überfahrbarer Pass der Alpen, ist er schon eine Wucht.
Aber ganz ehrlich: So dramatisch fand ich schon das Stilfserjoch (wie der Passo dello Stelvio auch heißt) nicht. Und diesen hier jetzt auch nicht.
Aber der Reihe nach. Dieses Val-d'Isère mag vielleicht im Winter Charm zeigen Aber jetzt im Sommer tut es das nicht. Der dunkle Naturstein, aus dem alle Gebäudefassaden bestehen, sieht einfach nur düster aus. Zudem ist es wie ausgestorben, weil die Wintersaison vorbei ist, und die Sommersaison noch nicht begonnen hat.
Pech war dann, daß mein Plan zwar vorsah - gerade heute am ersten Öffnungstag der Saison - über den Col de l'Iseran zu fahren. Aber ausgerechnet am Einstiegspunkt genau vor mir, bog plötzlich die Polizei vor mir ein und ich mußte dann ohne Überholmöglichkeit hinterher fahren.
An der halb geöffneten Barriere hielten sie an, mich ebenso - und erklärten mir, daß ich die Gesperrt-Schilder sehr wohl zu beachten habe
Alles Flehen, daß ja von der anderen Seite Fahrzeuge herunterkommen zählte nicht. Ich sollte warten, bis sie sich oben vom Straßenzustand überzeugt hätten, dann dürfte ich fahren. Ich wagte nicht, deren bis dahin freundliches Auftreten zu reizen.
So wartete ich - und inzwischen 50 andere Motorradfahrer - bis sie wieder zurück waren und startete dann.
Von der Pole Position! Was ein Fest
Danach stand noch ein besonderer Abstecher auf der Bucket List: die spektakulären "Lacets de Montvernier". Diese "Schnürsenkel von Montvernier" führen in 17 extrem engen Kehren auf nur 2,5 Km steil nach oben.
Hier fand ich reichlich Fahrpraxis in engen Kehren viel eher als ein Muß (im Gegensatz zum Stelvio)!
Weiter gab es dann am Lac de Grand Maison noch einen sehr imposanten Staudamm zu sehen: der bestand nicht aus einer üblichen halbrunden Betonmauer, sondern es war ein gerader und nur aufgeschütteter Damm. Aber in gewaltigen Ausmaßen!
Das Highlight des Nachmittages war dann die Gorges de la Bourne. Eine spektakulär in den senkrechten Fels einer Schlucht geschlagenen Nische - als Straße.
Das Ziel am Abend war dann das Hotel le Marronnier das in allen Punkten absolut zu empfehlen ist!
Tag #4 der Spanienreise 2023: Rencurel (FR) -> Ardèche (FR)
Für diese Etappe führte die Route von Rencurel zunächst zu einigen Hotspots: in die Gorges du Nan, dann über den Col de Battaille. Und jaaaa - auch ich habe nun dieses Foto vom Felsdurchbruch für das Sträßchen, das in jedem Reiseführer enthalten ist...
Dann kreuz und quer durch den Vercors - ein durch tiefe Täler begrenzter Gebirgsstock, der schon von den Neandertalern besiedelt war.
Schwindelerregende Galerie- oder Balkonsträßchen an steilen Felsklippen lassen erschaudern.
Über den Col de la Machine, den Col de Rousset und die Gorges d'Omblèze habe ich das Gebiet wieder Richtung Südwesten verlassen, um das Weinbaugebiet Coteaux de Die zu durchqueren. Dort wird ein Crémat (Schaumwein) in Flaschengärung hergestellt, der sich sehen und schmecken lassen kann.
https://cremants.com/en/cremant-de-die
Am Spätnachmittag fuhr ich in die Gorges de Ardèche ein. Sie fließt in einem tiefen zerklüfteten Canyon, der in seiner Art an den Grand Canyon in Amerika erinnert. Um so etwas zu erleben, muß man also gar nicht so weit in die Welt reisen
Am Abend erreichte ich am Ufer der Ardèche, nahe einem Felsbogen über den Fluss (Pont d'Arc) eine urige Übernachtungsmöglichkeit - manch einer würde es "Glamping" nennen. Ich wohnte in einem Zelt - ausgestattet wie Safari-Lodges in alten Filmen - mit allem Komfort. Sogar mit Badewanne aus Holz:
Tag #5 der Spanienreise 2023: Ardèche (FR)
Einen Tag Motorradpause am Campingplatz beim Pont d'Arc an der Ardèche.
Ein Wenig Schreiben, Sonnen, Baden, Füße hochlegen und Wäsche waschen. Doch da meinte Petrus, unbedingt auch noch mit waschen zu müssen und schickte am Abend ein Unwetter mit Hagel! Überraschung: Im Lodge-Zelt blieb es fast trocken.
Diese Prehistoric Lodge kann ich mit bestem Gewissen empfehlen! Die Lage ist kaum zu toppen, das Ambiente fabelhaft, das abendliche Dinner außergewöhlich. Und die Gastgeber kümmern sich und erfüllen nach Möglichkeit jeden Wunsch.
Eigentlich hatte ich gar keinen "Pause-Tag" vorgesehen. Doch es wird sich später noch zeigen, daß ich heilfroh war, auf den Rat von Freunden gehört zu haben - und doch noch ca. alle 5 Tage einen Tag Pause ohne Motorradfahren eingeplant hatte.
Tag #6 der Spanienreise 2023: Ardèche (FR) -> Carcassonne (FR)
Auf dieser Etappe führte die Route von der Ardéche weg, über eine Hochebene, auf der ich an Lavendelfeldern vorbeifuhr. Die zeigten sich in unterschiedlichen Schattierungen von Lila. Auch standen sie in unterschiedlichen Reifegraden und dufteten sogar unterschiedlich.
Die Straße fiel plötzlich hinab in die Schlucht des Tarn, die zwar ähnlich der Schlucht der Ardèche ist - aber dann doch anders. Die Wände sind nicht so steil und eher bewaldet. Auch das Gestein scheint anders zu sein. Aber Kanufahren kann man hier wie dort.
Noch am Vormittag durchquerte ich die sehr waldreiche Gegend der Cévennen. Wiederum andere Bergformationen durch anderes Gestein. Erinnert ein Wenig an den Pfälzerwald.
Gegen Mittag konnte ich das Autobahn-Viadukt der A75 bestaunen, das über den Tarn führt. Es ist mit 2.460 m die längste Schrägseilbrücke der Welt, und bei einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m die größte Brücke der Welt. Das musste ich unbedingt von unten und von oben sehen.
Doch Staunen macht hungrig, so fuhr ich direkt nach Roquefort und besuchte die Edelschimmel-Käsereien Gabriel Coulet und Société. Die waren sehr freundlich und ließen mich ausgiebig probieren.
Weil zu Käse Wein gut passt, könnte man anschließend im Départment Hérault und im Naturpark Haut-Languedoc weiter probieren. Geht beim Motorradfahren leider nicht....
Am Nachmittag hatte mich dann der Regen das erste Mal erwischt. Blöd, wenn dann ausgerechnet das Navi und das Handy spinnen. So war ich wirklich froh, das Tagesziel Carcassonne erreicht zu haben. Die Stadt war schon zu Römerzeit militärisch wichtig und jahrhunderte lang immer wieder von verschiedenen Mächtigen erobert. Ihr Wahrzeichen ist die mittelalterliche, auf einem Hügel der Altstadt gelegene Festung.
Natürlich mußte auch davon ein Schnappschuß sein, bevor ich gegenüber der Burg mein Zimmer im Hotel Good Knight bezog.
Tag #7 der Spanienreise 2023: Carcassonne (FR) -> La Pobla de Segur (ES)
Diese Etappe verlief von Carcassonne aus, auf kleinsten Wegen (Straße wäre zuviel) durch den Naturpark Corbières-Fenouillèdes. Eigentlich ganz schön anzuschauen - aber da ist nichts. Nur Wald - keine Wildschweine. Es gibt auch keine Geraden, nur Kurven. Das kostete extrem viel Zeit. Ich würde nicht nochmal durchfahren - lieber den längeren Weg außen herum. Das spart viel Zeit.
Dann fing es an zu regnen und mein Navi hatte mal wieder seinen eigenen Willen* - lotste mich statt auf die Umgehungsstraße - direkt in die Altstadt der Orte hinein. Nur um dort dann zu melden: "kann keine Route berechnen"! Ich hätte es vierteilen, ersäufen, an die Wand klatschen und den Geiern zum Fraß vorwerfen können
In Rouze, einem Bergdorf der katalanischen Pyrenäen war für mich dann Schluß! In Gassen - gerade mal so breit wie mein Motorrad mit Gepäck. Steil und glitschig im Regen, oder aus bröseligem Teer vom letzten Krieg übriggeblieben - hatte ich mich festgefahren.
Das hatte so keinen Sinn mehr! Die Vernunft gebot mir umzukehren - was viel Zeit kostete - und das letzte Viertel der Strecke nicht weiter zu fahren. Einen Einheimischen zu fragen - wenn ich denn mal einen erspähte - war aussichtslos: kaum bemerkten sie, daß ich sie bemerkt hatte, klappten die Fensterläden zu! Sie wollten anscheinend mit Fremden nichts zu tun haben.
Es war ein sehr langer Rück- und Umweg.
Endlich erreichte ich Andorra. Hatte inzwischen schon gehört, daß es nicht gerade eine Schönheit sein solle. Stimmt!
Eigentlich wollte ich da nur lang, weil es ein Stück der ACT-Pyrenees ist. Da verlässt man Andorra offroad - auf einem alten Schmugglerpfad. Aber bei diesem Wetter - oben am Berg wars noch Regen oder schon Schnee? Ich hatte dreimal überlegt, ob ich es wagen konnte, da ich ja alleine Unterwegs war. Am Ende hatte ich es sein lassen; wieder mal die Vernunft...
So blieb mir nur, den günstigsten Sprit in Europa ( 1,39 €/Ltr) und an der höchstgelegenen Tankstelle (2.418 m) zu tanken. Ok, einen Kaffee zum Aufwärmen gönnte ich mir noch bei McDonald's.
Weil ich dann zum zweiten Mal pitschnass wurde, beschlossen ich das geplante Hotel Solé für diesen Tag direkt anzufahren. Das hatte aber auch schon bessere Tage gehabt - und der Pool war bei dem Wetter auch geschenkt.
Aber die Küche - die konnte was. Hab selten eine so gute Lammhaxe gegessen!
Am Abend gesellten sich noch zwei andere Weltenbumler aus Norwegen dazu. Und so fachsimpelten wir über's Reisen und Motorradfahren und tauschten lohnenswerte Ziele aus.
Tag #8 der Spanienreise 2023: La Pobla de Segur (ES) -> Arguedas (ES)
Diese Etappe führte von La Pobla de Segur am See Pantà de Sant Antoni nach Montfalcó am See Embalse de Canelles, wo ich nach einer Wanderung die Pasarelas de Montdalcó erreichte. Am Ende meiner Wanderung wurde der Weg zu einem hölzernen Steg, der schließlich über Treppen an der senkrechten Felsklippe nach unten in die Schlucht führte. Nur für schwindelfreie!
Zu meinem Entsetzen war der nicht gerade kleine See leer! Da mögen sich Klimaveränderungen und Profitgier der Energie- und Landwirtschaft überlagert haben! An Niedrigwasserstände in Flüssen und Seen mag man sich ja gewöhnt haben, doch "ganz leer" ist in Europa bisher noch selten.
Die Wanderung hin zu den Pasarelas ging ja anfangs noch recht flott durch den Wald bergab. Doch als es immer steiler, weniger bewachsen und dadurch heißer wurde, dämmerte mir schon, daß ich für den Rückweg sehr leiden würde.
Irgendwann hatte ich ja auch gelernt, daß man für unterwegs in einsamen Naturparks, entsprechend Wasser mitnehmen muß. Dieses mitgeschleppte Wasser hatte ich am Ende auch tatsächlich ganz aufgebraucht.
Zurückgekommen am Ausgangspunkt - da gab es eine Auberge - war ich dermaßen dankbar, daß sich die Wirtin erbarmte, und mir ein Omlettbrot und frisches Wasser verkaufte. Ich hatte im Leben noch nie ein so gutes Omlettbrot gegessen!
Aber das war für diesen Tag ja noch nicht alles! In sengender Sonne zog ich mir am Parkplatz die Wanderklamotten wieder aus, und Funktionswäsche und Motorradkombi an. Ich glaube ich hatte Zuschauer da auf dem Karavan-Parkplatz - sowas werden die selten gesehen haben...
Weiter gings nun von Katalonien nach Aragonien, an Huesca vorbei zur einzigen Wüste Europas: dem Naturpark Bárdenas Reales - der nur auf festgelegten Pfaden durchquert werden darf.
Ich hatte mich ja eingelesen und etwas vorbereitet und war sehr gespannt, wie sich das dann in der echten Natur anfühlen würde.
Meine ernüchternde Erkenntnis: all die Highlights, auf die ich mich vorbereitet hatte, durfte man inzwischen nicht mehr mit KFZ anfahren. Die Wege waren mit Gräben gesäumt, daß man von der inzwischen einzigen Piste nicht mehr abweichen konnte.
So blieb wenigstens das obligatorische Touristen-Foto am Monolith "Castildetierra de las Bárdenas Reales" (übersetzt "Burg der Erde"). Eine einzigartige natürliche Formation die durch besondere Erosion entstanden ist. Etliche Filme nutzen die surrealen Formationen als Set, wie z.B. James Bond, oder Madonna, Iggy Pop, Vanessa Paradis ud sogar Lena für ihr Video zu "Stardust".
Aber als Wanderer kann man die einzigartige Lichtstimmung, die Einsamkeit der Landschaft und die Stille noch besser genießen.
Leider gab es zum Abendessen keinen fetten Burger aus dem Luxus Streetfood Caravan, denn der steht am Ausgang des Naturparks nur am Wochenende. Schaaaade...
Dafür habe ich mir im nahegelegene Arguedas Wohnhöhlen angesehen, die bis in die 60er Jahre noch bewohnt waren. Oft bestanden die sogar aus mehreren Räumen: Küche, Schlaf- und Wohnraum und Vorratsraum.
Da das Tagesziel nur eine Art Pension war und ich mein Abendessen selbst "kochen" musste, besorgte ich mir in der nahegelegenen Tankstelle schnell noch 2 Dosen Bier, bevor sie schloss.
Gut - das mit dem Kochen war vielleicht etwas übertrieben - doch ich dachte mir schon, daß dieser Tag seeeehr lang werden würde, und mir die Kraft für richtiges Kochen am Ende fehlen würde. Ich musste also nur Wasser heißmachen und mein Expeditions-Trocken-Essen damit auffüllen. Es schmeckte aber besser als befürchtet. Und die Biere glichen das wieder aus
Tag #9 der Spanienreise 2023: Arguedas (ES) -> Albarracín (ES)
Die Route für diese Etappe führte von Arguedas in Navarra zunächst nach Zaragoza in Aragonien und folgte später in Etwa dem Camino del Cid.
Nahe Zaragoza war es spürbar eine sehr windreiche Gegend - die unglaubliche Dichte von Windrädern sprach auch dafür.
Ich wagte mich doch mal in eine größere Stadt und besichtigte in Zaragoza den "Palacio de la Aljaferia" im maurischen Stil. Die Innendekoration ist ähnlich prachtvoll wie die Alhambra in Granada. Heute ist der Palast aus dem 11. Jahrhundert UNESCO-Welterbe, teilweise ein Museum und Sitz des aragonischen Parlaments.
Danach gab es noch die moderne und außergewöhnliche Architektur das "Caixaforum" zu bestaunen. Ein Spezialmuseum und Forum für kulturelle Events. Es ist immer wieder erstaunlich, daß in Spanien mutige Architekten ihre Ideen umsetzen können.
Im Gegensatz dazu steht die historische Architektur der "Basilika de Nuestre Señora del Pilar". Die größte und wichtigste Barokkirche Spaniens, deren Bau 1118 unter König Alfons I im gotischen Sil mit Mudéjar-Elementen begonnen wurde. Später wurde die Basilika im Baroksil erweitert und umgebaut.
Am Nachmittag erreichte ich den Ort Belchite - oder besser: das was davon noch zu sehen ist. Im spanischen Bürgerkrieg 1937 wurde der Ort beinahe völlig zerstört nicht durch Bomben, sondern eher mit leichteren Waffen und Dynamit. Wie sinnlos!
Franco wollte hinterher, daß die Ruinen so erhalten und an den Krieg erinnern sollen.
Weiter führte die Route durch die Stadt Daroca, die wegen Streitigkeiten zwischen Aragon und Kastilien mit einer 4 km langen Stadtmauer mit 116 Türmen und 3 Burgen stark befestigt wurde. Durch eines der noch 4 erhaltenen Stadttore (Puerta Baja) verließ ich den Ort wieder.
Wenn diesmal schon nicht auf den Giro d'Italia, dann eben auf dem Camino del Cid. Eine Statue zu seinen Ehren fand ich natürlich auch.
Und der andauernde Geruch von Schweineställen, die es hier in unglaublicher Zahl gibt, fand in einigen Orten dann seine Erklärung: überall wurde Jamón de Aragonia angeboten.
Endlich erreichte ich auch das Tagesziel Albaracin - der Ort erhielt seinen Namen im 11. Jahrhundert als dort ein Emirat bestand. Meine Unterkunft ist eine bezaubernde kleinen Pension Hotel Albarrán, dessen Pool leider noch nicht eröffnet war.
Tag #10 der Spanienreise 2023: Albarracín (ES) -> Villena (ES)
Auf dieser Etappe führte die Route von Albaracín in Aragonien zunächst durch das Gebiet "Dehesa del Pinar" welches wiederum ganz andere Felsformationen aufwies.
Kurz darauf wollte ich von Norden kommend in den Cañon Rojo de Teruel einfahren, doch die Regenfälle der letzten Tage weichten die Piste teilweise auf wie Schmierseife. Ich kehrte daher um, umfuhr das Gebiet und wollte von Süden aus einfahren. Auch hier bin ich nur ein Stück weit gekommen, doch es reichte für ein paar Fotos.
Leider versperrten mir in der Gegend auch umfangreiche Straßenbaumaßnahmen meine geplante weitere Route, so daß mein Navi selbst einen Weg finden sollte. Ich ärgerte mich schon eine Weile über den schlechten Navigationsalgorythmus des GARMIN XT, doch hier führte mich das Ding recht orientierungslos in sinnlosen Schleifen durch eine Bergregion. Am Fuß einer Ski-Seilbahn am Pico Javalambre quittierte es den Dienst dann ganz: "kann keine Route berechnen". Ok, mit Google Maps fand ich dann den Weg heraus und zu einer geöffneten Tankstelle die ich sehr dringend brauchte.
Das mit den Tankstellen ist eine eigene Geschichte: wenn sie denn überhaupt noch in Betrieb sind, dann oft mit Bedienung. Doch die haben ausgedehnte Siesta Zeiten! Viele andere haben einen 24h-Automaten. Einige recht altertümlich, andere in hightech mit verschiedenen Sprachen zur Wahl und Lautsprecheransagen an den Zapfsäulen. Aber oft funktionieren Kreditkarten nicht - dafür die Deutsche Schekkarte. Oder zur Überraschung mal umgekehrt.
Da ich eh ein Problem mit meiner Visacard hatte, installierte ich mir unterwegs die Google-Pay App und koppelte sie mit meinem PayPal-Konto (das können nur Deutsche Bürger). So konnte ich sogar an etlichen Tankstellenautomaten drahtlos bezahlen. Und erhielt sogar eine Quittung! Toller Service!
Etwas genervt verließ ich also Aragonien und erreichte die Region Valencia. Auffällig waren hier sofort die häufigen Polizeikontrollen am Straßenrand. Also: Tacho nicht aus dem Blick verlieren!
Endlich erreiche ich die zweite Stadt, die ich sehen wollte: Valencia. Hier wollte ich unbedingt die sehr beeindruckenden und etwas verrückten Gebäude (wenn man die so nennen kann) auf dem Gelände des Ciutat de les Arts i les Ciències bestaunen.
Mehr wollte ich meinem Motorrad in dieser hektischen Metropole bei 33 Grad, stechender Sonne und andauerndem "stop and go" nicht antun.
Ich machte mich also schnell davon, um mein Tagesziel in Villena zu erreichen. Dort fand ich etwas außerhalb das Hotel Rural Castillo de Biar Finca Fanecaes, inmitten einem kleinen Gartenparadieses.
Tag #11 der Spanienreise 2023: Villena (ES) -> La Manga del Mar Menor (ES)
Die Route für diese Etappe führte von Villena/Biar in die Region Murcia. Zunächst durch die Stadt Novelda, die bekannt ist für eine der weltgrößten Produktionsstätten für Marmor und Naturstein. Und für ganz besondere Weintrauben, die in ganz Spanien traditionell zu Silvester gegessen werden.
In der Nähe fand ich das "Santuario de la Magdalena", ein Bauwerk zu Ehren von Maria Magdalena. Erbaut von Jose Sala, der die Schule von Antonio Gaudi besuchte und sich vom Genie und seiner "Sagrada Familia" inspririeren ließ. Zum Bau von 1918 bis 1945, wurden neben Novelda-Marmor auch Ziegelsteine und Flußgeröll verwendet.
Außnahmsweise herrschte eine fröhliche und ausgelassene Stimmung auf dem Hügel, da bei meinem Eintreffen gerade eine Doppelhochzeit in der Kirche gefeiert wurde. Und die Spanier ziehen sich dafür immer extrem schick an und die können feiern...!
Weiter auf der Route fand ich dann in Los Baños de Fortuna die Ausgrabungen eines Römischen Bades. Leider war der Zugang versperrt und kein Hinweis vorhanden, wie man denn die Anlage besichtigen könnte. Insgesamt war der Zustand der Anlage, wie so oft in Spanien, leider in heruntergekommenem Zustand. Der Trip zu diesem Wegpunkt ist also eher nicht empfehlenswert.
Etwas südwestlich von Murcia fuhr ich zunächst an riesigen Solarfeldern vorbei - ich glaube nicht, daß ich in Deutschland schon solch große Flächen gesehen habe.
Nahe dem Ort Librilla bestaunte ich dann eine weitere Halbwüste - mit nur ca. 20 Regentagen im Jahr, eine der trockensten Gebiete Spaniens. Aber in deren Mitte liegt der See "Embalse de la Rambla de Algeciras" und strahlt in einer unglaublich intensiven Türkiesfarbe.
Leider war der Weg hinein ins Gebiet durch ein Gatter versperrt, so daß ich wieder mal eine Wanderung einlegen mußte. In sengender Sonne, bei 35 Grad ist das kein reines Vergnügen in Motorradkombi und schweren Stiefeln
Aber ich schaffte es wenigstens bis zum Aussichtspunkt um auch von hier ein Foto mitzubringen. Den weiteren Weg, bis zum See ersparte ich mir, weil ich nicht herausfinden konnte, wie weit die Strecke noch gewesen wäre.
Das ziel des Tages war, endlich auch die Mittelmeerküste zu erreichen. Eigentlich könnte man sagen: zwei Meere, denn da ragt die Halbinsel "La Manga del Mar Menor" in das Mittelmeer hinaus und umschließt in einem 20 Km großen Bogen das Mar Menor. Weil das sehr flach ist und dadurch einen höheren Salzgehalt hat, schmecken Fische aus dem Mar Menor etwas anders als jene, die im Mittelmeer gefangen wurden.
Leider ist dieser Ort auch eher ein schlechtes Beispiel, was ungezügelte Bauwut an Küstenstreifen auslösen kann.
Der Grund überhaupt dorthin zu fahren, war der Besuch meiner dort lebenden Schwester.
Tag #12 der Spanienreise 2023: La Manga del Mar Menor (ES)
Wieder einen Tag lang Motorradpause auf La Manga del Mar Menor bei meiner Schwester. Eigentlich hätte ich wieder gemütlich Wäsche waschen, im Meer baden, oder am Reisetagebuch schreiben können. Aber die Problemlösung mit meiner nicht funktionierenden Kreditkarte verschlang viel Zeit - am Ende mit wenig Erfolg. Das einzige, das ich erreichen konnte war: die App Google Pay mit Paypal zu verbinden.
Und dann mußte das aktuell größte Problem gelöst werden, denn ohne Lösung wäre die Reise evtl. hier schon zu Ende gegangen - zumindest hätte sie stark verkürzt werden müssen: meine Reifen zeigten ungewohnt starken Verschleiß und hätten nur noch ein bis zwei Tage durchgehalten! So war das nicht geplant.
In Deutschland wäre es kein Problem gewesen, aber die Spanier sind nicht die Besten, um schnelle unkomplizierte oder vielleicht auch unübliche Lösungen zu finden. Selbst mit Ducati-Stützpunkten war es schwierig, weil die nicht auf englisch kommunizieren konnten!
Eine Kommunikation per Mail und Translator hätte viel zu lange gedauert. So war ich heilfroh, meine Schwester als Kommunikatorin und Übersetzerin gehabt zu haben.
Mit ihrer Hilfe schaffte ich es, für Montagmorgen zwei neue Reifen mit Montage zu erhalten. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmal für die schnelle Montage an: motosricardo in Cartegena.
Tag #13 der Spanienreise 2023: La Manga del Mar Menor (ES) -> San José (ES)
Für diese Etappe führte die Route von La Manga del Mar Menor erst mal wieder 20 Km zurück auf's Festland und dann außerplanmäßig in die Stadt Cartagena hinein. Meine aktuellen Reifen zeigten unerwartet hohen Verschleiß und hätten vielleicht noch 2 Tage gehalten. Zusammen mit meiner in Spanien lebenden Schwester hatte ich neue Reifen und Montagetermin für diesen Morgen vereinbart.
Morgens meint in Spanien nicht vor 09:30 Uhr! Aber da sie es gar nicht leiden konnten, daß ich schon mal selbst anfing meine Räder mit meinem eigenen Werkzeug auszubauen, beeilten sie sich doch mit der Montage, so daß ich bald wieder weiterfahren konnte.
Anschließend setzte ich meine Reise fort und umfuhr zunächst nur die Bucht von Cartagena, um am Cabo Tiñoso die "Batteria de Castillitos" anzusehen. Die arg in Mitleidenschaft geratene Militärstraße schlängelt sich geschickt, jede Deckung nutzend, ewig die Berge hoch zu einer Artilleriestellung mit zwei mächtigen Kanonen. Sie wurde von 1926 bis 1933 erbaut und war zum Schutz des Marinestützpunktes in Cartagena gedacht. Die Reichweite der Kanonen betrug 35 Km und so hätten sie die Bucht von Mazarrón und Cartagena abdecken können. Es fiel aber nur 1937 ein einziger Schuß.
Weiter gings an der Costa Cálida entlang, mit herrlichen Ausblicken, und weiter zur Costa Almeria. Das Tagesziel war das rustikale Hotel Cortijo el Sortillo etwas außerhalb von San José.
Tag #14 der Spanienreise 2023: San José (ES) -> Desierto de Tabernas (ES)
Die Etappe dieses Tages führte von San José aus an der Costa Almeria entlang - an einigen einladenden Badestrände vorbei, bis zum Cabo de Gata. Immer noch eher eine Gegend für die letzten (oder neuen) Hippies.
So war der Plan, aber die erste Änderung verursachte der Kontrolleur am Beginn der Straße zu den Stränden: die letzten 3 der 20 Km Offroad-Strecke bis Cabo de Gata seien gesperrt.
Also dann - außen herum fahren!
Das wollte ich eigentlich vermeiden und ich zeige auch keine Bilder. Denn die Straße führt mitten durch das "Valle del Plástico". Da stehen gigantisch große mit Plastikfolie gedeckte Gewächshäuser - quadratkilometerweise!
Mal hat der Firmenname am Gewächshaus ein "Bio" im Namen, mal nicht. Wer glaubt, daß da Bio-Obst (oder Gemüse) rauskommt, glaubt wohl auch noch ans Christkind.
Endlich erreiche ich die Küste wieder, fahre vorbei am "Torreón de Cabo de Gata" ein militärischer Wachturm, den König Fernando VI 1756 erbauen ließ. Doch er ist inzwischen sehr verfallen. Auch die zur Schau gestellten alten Boote im nächsten Fischerdorf sind eine dem Verfall preisgegeben Kulisse.
Den "Faro de Cabo de Gata" erreichte ich dann über eine verwinkelte kleine Straße, die am Bergabhang klebt. Sieht ein Wenig so aus, wie das Ende der Welt, denn auch die Straße geht hier abrupt zuende.
Dann fuhr ich wieder ins Landesinnere, hinein in die Desierto de Tabernas. Schon wieder - oder immer noch eine Wüste.
Die Bilder erinnern sofort - und es täuscht nicht - hier drehte Sergio Leone seine Klassiker wie "Spiel mir das Lied vom Tod". Tatsächlich stehen die Filmkulissen immer noch und können besichtigt werden. Saloon, Postkutschenstation, die Banken, Warenhäuser und Pferdeställe sehen noch genau so aus wie zu den Zeiten, als Charles Bronson und Clint Eastwood hier drehten. Vor allem in der Westernstadt Mini Hollywood im Erlebnispark Oasys drehte Leone gleich fünf seiner Kultfilme. Dort werden heute Shows für das zahlende Publikum gezeigt.
Alle waren sie hier, die großen Filmschaffenden und drehten z.B. "Winnetous Rückkehr", "Conan der Barbar", "Der Schuh des Manitu", "Vier Fäuste für ein Halleluja" oder "Die glorreichen Sieben".
Ich schaute mir die Kulisse "Western Leone" an - für das Betreten werden 12,- EUR verlangt! OK - einen Drink gibt's dafür im Saloon - doch mehr ist nicht zu sehen. Die andern Orte kosten das Doppelte- und Dreifache; die spare ich mir. Dafür fahre ich mal den "Camino de Turrillas" hoch und mache ein Aussichts-Foto von den Tabernas.
Das Ziel des Tages liegt auch gut versteckt in einer Sackgasse in den Bergen: das Hotel Balneario De Sierra Alhamilla - ein Hotel im maurischen Stil, das an die großen Paradores erinnert.
Tag #15 der Spanienreise 2023: Desierto de Tabernas (ES) -> Desierto Gorafe (ES)
Die Route dieser Etappe führte mich von einer Wüste in die nächste: von Desierto Tabernas zu einem wüstenähnlichem Gebiet bei Gorafe. Aber erst mal wurde ich kurz nach der Abfahrt aufgehalten - wie soll es hier anders sein: von einem Filmteam. Als die Szene endlich im Kasten war, durften wir weiterfahren. Leider haben sie uns nicht verraten, für welchen Film sie drehten.
Nun ging es runter von der Sierra Alhamilla, durch die Gluthitze der Tabernas um auf der anderen Seite, auf den Höhen der Sierra de los Filabres wieder angenehmere Temperaturen zu bekommen. Die 20° dort oben wirkten richtig kühl. Leider waren auf dem immerhin 2.153m hohen Calar Alto heute keine Besichtigungen der Teleskopkuppeln möglich.
So fuhr ich denn weiter nordwestlich zum Cerro Jablacón, um mir den Embalse del Negratín mit seinem türkiesfarbenem Wasser von oben betrachten zu können. Eine durchziehende Regenfront störte die Aussicht etwas. Vielleicht störte sie auch mich etwas, denn die allerletzte Kurve, oben vor der Einsiedelei brachte mich zu Fall. Ok, es war auch das Steilste, Engste und Rutschigste, was ich an Kehren jemals sah.
Da lag sie nun meine Diva, in der Schafschei... und wollte aufgehoben werden. Dann also Gepäck abschnallen, dreimal tief durchatmen und hau ruck...
War nicht leicht wegen der ungünstigen Position, aber es musste, und es gelang
Schnell die obligatorischen Fotos und ab nach unten, bevor Sturm und Regen echt ungemütlich wurden. Ich konnte mir gut vorstellen, wer in dem Moment die helle Freude an der Aussicht neben dem schmalen Pfad gehabt hätte
Unten angekommen meldete mein Navi* eine mögliche Abkürzung auf der Strecke. Ich schaute mir das mit Erheiterung an: die Abkürzung war eine alte Eisenbahnbrücke die seit 100 Jahren nicht mehr in Betrieb war!
Ok, du willst es? Du kriegst es!
Aber erstmal gehe ich da zu Fuß rüber und prüfe die Lage. Gut, mein Motorrad ist nur unwesentlich schwerer als ich selbst, also wird es schon klappen. Nur Mut!
So, jetzt ab zur Unterkunft - nun kann ja nicht mehr viel kommen. Denkste! Die Unterkunft liegt in einem wüstenähnlichem Gebiet mit tiefen Schluchten. Die Sightseeing-Tour ging unerwartet steile Pfade rauf und runter. Das kostete Kraft!
Irgendwann war dann genug und wirklich Zeit für die Belohnung mit der Unterkunft.
Und was für eine!
Ein Haus aus Glas, irgendwo im Nirgendwo: The house in the desert. Winzig, aber durchdacht, wie in einem Wohnwagen. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und WC; plus Veranda rundherum! Eine unglaublich schöne Stille am Abend, und die vorbeistreunenden Tiere merken nicht, daß sie durch die Glaswände beobachtet werden. Das extra bestellte Abendessen wurde wie vereinbart pünktlich gebracht, ansonsten ist man total alleine. Und da alle Zugangswege versperrt sind, kommen nicht mal Wanderer vorbei.
Hier kann man wirklich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen...
Tag #16 der Spanienreise 2023: Desierto Gorafe (ES) -> Antequera (ES)
Auf dieser Etappe führte die Route vom großen Gebiet des "Geoparque de Granada" durch die Sierra Nevada an der Stadt Granada vorbei. Da ich die letzten Tage öfter an Filmsets von Kinofilmen oder laufenden Produktionen vorbeifuhr, wollte ich dieses Castillo, das auch als Filmset genutzt wurde sehen: Castillo de la Calahorra. In "Games of Thrones" und im "Der Weg nach San José" diente es als Kulisse.
Dann streifte oder durchquerte ich eine Gallerie der Sierras: "Sierra Nevada", "Sierra Tejeda", "Montes de Málaga" bis "Paraje Natural Torcal de Antequera". Den ursprünglich geplanten Besuch der Schinkenstadt Trevélez ließ ich aus.
Oben auf dem Torcal Alto steht natürlich wieder ein kleines Observatorium - weil es ein hoher Berg ist? Doch interessanter weil spektakulär ist die Karstlandschaft der Gipfelregion mit bizarr geformten Kalksteinschichten. Mit etwas Glück sieht man sogar Steinböcke rumturnen.
Kurz vor meiner heutigen Unterkunft wollte ich noch in Antequera etwas für's Abendessen einkaufen; heute muß ich wieder selbst kochen. Auf GoogleMaps fand ich einen größeren Einkaufsmarkt, übertrug die Adresse ins Navi* und fuhr los. Stunden später erreichte ich ihn auch
Es ist ein Kreuz mit diesem Navi*! Es kennt außerhalb von Großstädten keine Einbahnstraßen (und oft auch da nicht). So lotste es mich kreuz und quer durch kleinste Altstadtgassen, bis es irgendwann meldete: "Kann keine Route finden"!!
In zwei Bergdörfern war ich schon mal gescheitert, weil zu steil, zu winkelig, zu rutschig. Aber heute wollte ich nicht aufgeben - es ging um mein Abendessen!
An einer roten Ampel sprach mich eine junge Frau an - die sich schnell Schatten suchte - ob es mir in meiner Motorradkombi nicht zu heiß wäre?
Danke für's Gespräch.
Ich glaube, als ich endlich an der Unterkunft Cortijo Dos Santos ankam, tropfte mir schon der Schweiß aus den Jackenärmeln. Aber ich wurde dort fröhlich auf Deutsch begrüßt. Die Gastgeberin führte mich durch die Safari-Lodge, erklärte mir alles und zeigte mir mein Zelt. Das kann man durchaus als "Glamping" bezeichnen: es ist zwar nur ein Zelt - aber ein Großes. Mit Schlafzimmer, Toilette, Dusche und sogar mit einer kompletten Küche ausgestattet.
Da hatte das selbst Kochen Freude bereitet und das inzwischen kalt gewordene mitgebrachte Bier schmeckte vorzüglich
Leider erzählte mir die Gastgeberin erst nach einer Runde im Pool, daß es auf der Anlage weder Telefon- noch Internetempfang gäbe.
Und schon meldete sich mein GARMIN InReach per Satelliten-Nachricht, daß man sich zu Hause sorgte, weil ich seit Stunden irgendwo in der Pampa stünde und mein GPS-Signal sich nicht mehr bewegte! Ich hatte extra in der letzten Zeit darauf geachtet, doch selbst in den unmöglichsten Gegenden hatte ich immer guten Empfang; hier mal nicht.
Und ich glaubte schon, ausgedehnte Funklöcher ohne Internet- oder Handyempfang gibt es nur in Deutschland.
Tag #17 der Spanienreise 2023: Antequera (ES) -> Gibraltar (GI)
Die Route dieser Etappe führte zunächst von Antequera aus an den Embalse Tajo de la Encantada. Außer für Stromgewinnung nicht sonderlich bedeutsam - wenn da nicht eine beeindruckende Bergkulisse mit Schlucht wäre. Genau durch diese Schlucht führt der atemberaubende "Camino del Rey". Den wollte ich ein Wenig entlang schlendern, aber wie so oft kam es anders als gedacht.
Man kann schon mal nicht mehr so nah ran, an die spektakuläre Felswand, wie GoogleMaps es noch glauben macht. Man muß jetzt eine halbe Stunde wandern. Gottseidank kam gerade ein englischsprachiger Bergführer dazu, als ich mit dem spanischen Wachmann verhandelte. Nicht nur daß der Zugang inzwischen stark reglementiert wurde - ich kam auch noch von der falschen Seite - aus dem Süden.
Inzwischen hat man den Wandersteig zur Einbahnstraße erklärt - man muß im Norden eintreten - und wird dafür am Ende wieder per Bus zurück gebracht. Nur muß man lange im Vorraus auch ein Ticket gebucht haben. Es werden zwar 50 Tickets pro Tag an der Tageskasse für sog. "walk in's" zurückgehalten. Wer sehr früh kommt, kann vielleicht noch eines ergattern.
Gut, die ganze Tour wäre zwar wirklich ein spektakuläres Highlight gewesen - aber dafür reichte mein Zeitfenster nicht. So war ich froh, mit dem Wachmann aushandeln zu können, daß ich wenigstens zum Ausgang der Schlucht laufen darf, um ein paar Fotos zu schießen.
Etwas später fuhr ich am Embalse del Conde de Guadalhorce entlang und staunte mal wieder über einen fast leeren See. Ich will jetzt nicht weiter darüber nachdenken, ob Klimawandel, oder Landwirtschaft mit Bewässerung, oder Profitgier der Stromerzeuger die Ursachen sind.
Dafür freute ich mich über eine frisch geteerte Straße durch die Sierra de las Nievas mit sehr wenig Verkehr und gelangte zur Stadt Ronda. Die bietet neben einer der ältesten Stierkampfarenen auch noch eine spektakuläre Brücke, um die beiden Stadtteile zu verbinden. Hier sieht das Stadtbild auch so aus, wie man sich Spanien vorstellt. Eine freie Besichtigung der Arena war leider nicht möglich, dafür half mir ein freundliches Touristenpaar bei einem Foto. Wir unterhielten uns gut auf Englisch, bis sie mein Kennzeichen am Motorrad sahen und sich dann lachend als Straubinger outeten.
Als ich diese Brücke überquerte, hatte ich sie kaum erkannt. Ok - hunderte von Touristen hätten ein Indiz sein können. Dafür habe ich mir dann eingebildet, in die Schlucht hinunter zu fahren um ein Foto von dort zu machen.
Blöde Idee! Ein eh schon kochendes Motorrad, buckeliges rutschiges, löcheriges Kopfsteinpflaster und keine Ausweichmöglichkeit bei Gegenverkehr hatte mir mein Navi oder GoogleMaps nicht verraten!
Umdrehen war auch nicht mehr möglich, so kostete mich die Aktion alle Kraft und Nerven, die ich noch hatte. Aber ich habe mich runter- und wieder raufgekämpft.
Nach Ronda ging es strikt nach Süden, der Costa del Sol entgegen. Und ab Estepona, die auch den Namen "El Jardin de la Costa del Sol" trägt, weiter an der Küste entlang.
Eigentlich plante ich mit 2 Freunden in Gibraltar ein Rendezvouz. Sie bereisten im selben Zeitfenster Spanien - aber gegen den Uhrzeigersinn, via Pyrenäen und Portugal bis Gibraltar. Wir fanden es witzig, uns am Entferntesten Punkt der Reisen zu treffen.
Leider war das Zeitfenster für uns alle zu kurz geworden. Wegen Unvorhersehbarem mussten Routen spontan umgeplant werden und so fuhren wir weit anenander vorbei.
So beschloß ich das Tagesziel, ein Strandhotel in Algeciras direkt anzufahren: Hostel el Bahia Algeciras. Die Sighseeing-Tour durch Gibraltar machte ich dann am nächsten Tag, der eh als Motorrad-Pause gedacht war.
Tag #18 der Spanienreise 2023: Gibraltar (GI)
Wieder ein "Schalttag" ohne Motorradfahrt, stattdessen Reiseorganisation (Fähre buchen), Wäsche waschen und Finanzstatus prüfen.
Da war ich nun: am zumindest vorläufigen Ziel meiner Reise. Insgeheim hoffte ich ja, bis nach Rabatt in Marokko zu kommen. Technisch und gesundheitlich war bisher ja alles gut gegangen. Aber seit der Einreise nach Spanien funktionierte meine Kreditkarte nicht mehr; Bargeldbezug in einer Bank oder am Automaten auch nicht mehr. Und mein mitgeführtes Bargeld war fast aufgebraucht.
Die Überlegung war: die Hotels waren ja vorausgebucht und vielleicht würde mir ein Hotelier helfen. Ich hoffte, spätestens auf dem Rückweg würde in Italien die Kreditkarte wieder funktionieren...
Also dann: erst mal Sightseeing in Gibraltar.
Auch wenn in dieser britischen Enklave viele Spanier arbeiten, wirkt alles immer noch very British - aber ohne Linksverkehr. Natürlich fuhr ich bis zum südlichsten Ende, dem Europa Point und konnte das obligatorische Erinnerungsfoto schießen, bevor 2 Busse mit Touristen ankamen.
Auch die legendäre 100 Tons Canon hab ich mir angesehen - als einziger Besucher. Sogar die Möven fanden es dreist, daß ich ihre Ruhe auf ihrem Platz störte und flogen regelrechte Angriffe auf mich.
Nach dem Besuch des Museums sprach mich auf der Straße ein Pärchen (er aus Schottland, sie von Malaisia) an, und bewunderten mein Motorrad. Sie fand es sooo aufregend auch mal darauf sitzen zu dürfen.
Dann entdeckte ich eine Fußgängerzone, die ich reichlich belebt fand, parkte mein Motorrad am Rande eines Platzes und steuerte eines der Lokale an um - very British - eine Portion Fish&Chips zu essen.
Vor dem drohenden Hungertod errettet, bemerkte ich dann erst, daß der Platz nicht einfach voller Touristen war - es waren eher Einheimische - aber welche! Ich war mitten in eine LGBTS-Veranstaltung geraten. Sie feierten unter anderem, daß es inzwischen auch in Gibralter gleichgeschlechtliche Ehen geben darf.
Als ich zu meinem Motorrad zurückkahm, staunte ich nicht schlecht, als ich es bewacht von zwei Polizisten, mit Maschinengewehr im Anschlag vorfand.
Der Schreck und die Erwartung, nun 35 Pfund für's Falschparken aufgebrummt zu bekommen, legten sich schnell, als einer der Polizisten unglaublich freundlich aber nachdrücklich erklärte, daß ich hier aus Sicherheitsgründen nicht parken dürfe! Aber um die Ecke sei ein Parkplatz nur für Motorräder, und da solle ich sofort hinfahren. Er erlaubte sogar noch ein Foto zur Erinnerung.
Den Rest des Tages verbrachte ich tourimaßig mit Baden und Sonnen am Strand, weiterer Reiseorganisation und dem verzweifelten Versuch ein Ticket für die Fähre nach Marokko zu bekommen.
Tag #19 der Spanienreise 2023: Gibraltar (GI) - > Meknès (MA)
Für die Etappe dieses Tages startete ich schon um 05:00 Uhr um rechtzeitig im Hafen von Algeciras zu sein - für das Onboarding zur Fähre nach Ceuta, einer Stadt in einer spanischen Enklave in Marokko. Freundliche Marokkaner in der Schlange vor mir machten mich darauf aufmerksam, daß ich mich in eine falsche Reihe eingeordnet hatte. Die für meine Fähre wäre ein Stück weiter.
Man bekommt zwar an einer Station Schilder für den Zielhafen an die Windschutzscheibe - doch daß ich mich damit falsch eingeordnet hatte, ist bisher noch niemandem vom Fährpersonal aufgefallen.
Wieder mal: herzlichen Dank für die unerwartete Hilfe durch Fremde.
Erstaunlich schnell und einfach verlief dann die Einreiseprozedur, ein paar Kilometer weiter am marokkanischen Zoll. Der weitere Plan war dann, in einer Wechselstube Bargeld in der lokalen Währung "Dirham" zu bekommen. Seit der Einreise nach Spanien hatte ich ja das Problem, nicht mehr mit meiner VISA-Card bezahlen zu können. Hier in Marokko, dann die verschärfte Fortsetzung: natürlich funktionierte die Kreditkarte hier auch nicht. Auch meine deutsche Bank-Card funktionierte hier nicht. Und obendrein funktionierte das kontaktlose Bezahlen per Handy und via PayPal hier auch nicht.
Ich hatte mir das unterwegs in Spanien erst auf meinem Handy eingerichtet - und es funktionierte. Ich erfuhr in dem Moment erst, daß in Marokko eine Bank dazwischengeschaltet ist, so daß die Prozedur kompliziert und sehr zeitaufwändig ist. Daher nutzt das kaum jemand dort.
Die Wechselstuben wollten also wie seit anno dunnemals, lokale Währung nur gegen Cash herausgeben! Ok - sie sind ja auch keine Bank; aber weil Sonntag war hatten Banken eh geschlossen. So wechselte ich also meine letzten 50,- EUR gegen Dirham ein.
Nun stand ich also da in Marokko und fragte mich, ob die Reise hier nun endgültig zu Ende sei. Nach einiger Überlegung beschloss ich aber weiterzufahren, denn das nächste Hotel war ja schon bezahlt, und das Übernächste war die ebenfalls schon bezahlte Fähre zurück nach Genua. Daß man an internationalen Tankstellen wie z.B. Shell auch per Handy zahlen konnte - selbst in kleinsten abgelegenen Dörfern - hatte ich ja in Spanien erlebt. Die Hoffnung war, daß es hier in Marokko so auch funktionieren würde. Bis zum Hotel würde ich schon kommen, und vielleicht könnte man mir dort ja weiterhelfen.
Zufällig fuhr ich an einem McDonald's in der Stadt Tétouan vorbei; da erwartete ich zum Einen, daß jemand Englisch sprechen könnte, und zum Anderen, daß man dort auch per Handy zahlen könnte.
Die Idee funktionierte genau so - jppi yeah: ich hatte etwas zu Essen und zu Trinken, konnte unterwegs Tanken, konnte weiterfahren und mich an den prachtvollen und sehr sauberen Straßen Tétouans erfreuen.
Das Glück ist mit den Reisenden - oder?
Mir viel auf, daß selbst an diesem Sonntag unglaublich viele Menschen im Einsatz waren, die Straßen zu fegen, Rasen zu mähen und zu gießen. Alles wirkte hier so ordentlich, so grün, so frisch!
Als nächste erreichte ich die Stadt Chefchaouen - die "Blaue Stadt" - wie sie auch genannt wird. Gegründet 1471 war sie jahrhunderte lang eine heilige Stadt, die Ausländern bei Todesstrafe verboten war zu betreten. So blieb die mittelalterliche Architektur erhalten. Chefchaouen wird mit Adjektiven bedacht wie: süßes marokkanisches Dorf, entspannt, friedlich, tranquilo, hazzle-frei und blau. Das ist wirklich Programm, denn die gesamte Medina, der alte Stadtteil, ist in den schönsten Blautönen gestrichen, teilweise sogar der Fußweg. Obwohl die Farbe des Islam eigentlich grün ist. Aber blau solle gegen den "Bösen Blick" schützen. Ob es wohl daran liegt, daß hier eines der größten Hanf-Anbaugebiete des Landes liegt?
Ab jetzt kletterte die Temperatur scheinbar ohne Ende nach oben: erst bei 47° blieb das Thermometer stehen! Mir wurde mehr als warm in meiner Motorradkombi und mein Wasserverbrauch schnellte heftig in die Höhe! Dann schaltete sich das Navi wegen Überhitzung ab! Kurz darauf auch das Handy!! Das machte die Orientierung jetzt schwer, denn Schilder - wenn sie denn mal existierten - waren schwer zu deuten. Und ab da konnte ich auch keine Fotos mehr schießen.
Am späten Nachmittag erreichte ich dann das Etappenziel Meknès. Ich wurde informiert, daß ich nicht direkt bis zum Hotel fahren konnte, da es mitten in der Medina, der Altstadt liegt. Ich sollte auf einem zentralen Platz parken, und könnte das Hotel in 5 Minuten zu Fuß erreichen.
Das wird schon funktionieren - ich hatte ja ein Handy und Google Maps, dachte ich.
Denkste!
Wegen der engen und teilweise überbauten Gassen, zeigte mir das Ding selten die richtige Position an. Ich irrte also ganz schön lange im Motorradkombi, Helm und Gepäck am langen Arm herum. Der Schweiß rann in Strömen und ich fühlte mich nahe am Hitzekollaps. Dieses Menschengedränge, die vielen Gerüche und tausende von Eindrücken benebelten die Sinne.
Plötzlich winkte mir jemand aus der Ferne und rief dauernd etwas. Oder hallozinierte ich schon? Nein, es war der Nachtportier des Hotels, er erkannte in meiner Gestalt wohl den erwarteten Gast. So hat eher er mich gefunden, als umgekehrt.
Ziemlich am Ende meiner Kräfte betrat ich dieses uralte Haus Riad Le petit Ksar, das innen aussieht, wie man sich alte Karawansereien vorstellt: sehr reich und kunstvoll dekoriert. Aber das sooo ersehntes kalte Bier gab es nicht. Nur kaltes Wasser oder heißen Minztee, den ich dankend annahm und der tatsächlich gut tat.
(Die meisten Lokale haben keine Lizenz zum Ausschank von Alkohol!)
Tag #20 der Spanienreise 2023: Meknès (MA) - > Rabat und Tanger (MA)
An diesem Tag führte die Route von Meknès nach Rabat, dem Sitz des Marokkanischen Königs. Wegen des Zeitfensters bis zur Fähre und den anhaltenden Zahlungsschwierigkeiten fuhr ich jetzt meist auf Autobahnen, weil ich für dort die Info hatte, wo Shell-Tankstellen sind.
Ich erreichte die großzügig angelegten Außenbezirke und staunte über die moderne sehr westliche Architektur von Rabat. Dort fand ich dann recht leicht auch das örtliche Büro meines Arbeitgebers DXC und traf meinen Arbeitskollegen Hamid. Er begrüßte mich freudig, führte mich ein Wenig herum, zeigte mir die Einrichtung, die in ihrer Qualität unseren deutschen Einrichtungen mindestens ebenbürdig war.Mir fiel auf, wie viele Frauen hier arbeiteten - teilweise mit- und teilweise ohne Kopftuch. Aber sehr selbstbewußt, fast schon stolz.
Hamid ließ es sich nicht nehmen, mich auch noch zum Mittagessen einzuladen - in die einzige Kantine, welche die Corona-Wirren überstanden hatte. Und er lieh mir etwsa Bargeld mit - für alle Fälle.
Bald zog es mich aber weiter, um den Hafen Tanger Med und die Fähre nach Genua zu erreichen. Ein kurzer Abstecher noch in die Stadt und an den Atlantikstrand. Dann ging's auf die Autobahn, an der Küste entlang nach Norden. Auch hier wehte dauernd ein sehr heftiger Wind, doch die Temperaturen waren deutlich niedriger: fast schon angenehme 33°.
Das mit dem Tanken (und Wasser kaufen) funktionierte problemlos wie erhofft, so daß ich am Nachmittag den Hafen Tanger MED ohne weitere Probleme erreichte. Aber auch dort scheiterte ich wieder mit der Bargeldbeschaffung. Zudem erzählte man mir, daß auf der Fähre auch kein Geldwechsel möglich sei, und eine Bezahlung mit Kreditkarte bzw. elektronisch, mangels Internetverbindung auch nicht möglich sei.
Ich war langsam verzweifelt und hoffte nur noch, schnell auf die Fähre zu kommen, denn für dort hatte ich einen vorausbezahlten "Foodpass".
Da sprach mich plötzlich ein deutsches Ehepaar an, welches eben zu einem Urlaub in Marokko angekommen war. Sie meinten, ich hätte wohl auch eine lange anspruchsvolle Reise bis hierher gehabt. So kamen wir ins Gespräch, und er erzählte, daß er früher auch Motorrad gefahren sei. In meiner Verzweiflung fragte ich sie, ob sie mir Bargeld geben könnten und ich ihnen das sofort per PayPal zurückgeben könnte. Sie willigten ein und in dem Moment empfand ich das wirklich als ein Geschenk des Himmels!
Herzlichen Dank nochmal Angela.
Meine letzten 20 Dirham gingen dann drauf für einen Schleuser, der mich recht flott durch die sonst unglaublich umständlichen und langwierigen Ausreise- und Zollprozeduren lotste.
Endlich stand ich in der Wartezone vor der Schiffsanlegestelle. Doch da stand ich dann auch noch die nächsten 12 Stunden!!! Die Fähre hatte irgendwelche Probleme.
Irgendwann kam auch noch ein Ungar dazu, der so ein Mittelding zwischen Roller und Motorrad fuhr. Eine Honda X-ADV. Wir unterhielten uns prächtig und tauschten unsere Erfahrungen aus. Peter war schon seit 6 Wochen in Marokko und produziert erfolgreich Podcasts in ungarischer Sprache. So verging die Zeit etwas schneller.
Noch etwas später erreichte dann auch noch eine Deutsche per Fahrad die Wartezone. Auch Marie erzählte, daß sie aus Frankreich, über Spanien angereist war und nun schon seit zwei Wochen Marokko bereiste.
Da wir die einzigen Zweiradfahrer waren und ähnliche Erlebnisse hatten, fühlten wir uns gleich als eine eigene eingeschworene Gruppe.
Endlich an Bord gekommen - die Nacht war inzwischen rum (07:30 Uhr) - wollte ich mir endlich mein soooo ersehntes Feierabend Bier gönnen und zu Bett gehen. An der Bord-Bar der Fantastic (ein Schiff der Reederei GNV) welche die einzige Verbindung zwischen Tanger und Genua) bedient, wurde ich mit "Guten Morgen" begrüßt, das ich zugegeben etwas säuerlich mit "Gute Nacht" erwiderte. Ich mußte dann tatsächlich kurz überlegen, ob ich das Feierabend-Bier, oder doch ein Frühstück nehmen sollte.
Das Bier und das Bett haben gewonnen...
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Tag #21 der Spanienreise 2023: Tanger (MA) - > Barcelona (ES)
Erster Tag auf See, für die Teilstrecke Hafen Tanger Med nach Hafen Barcelona. Etwas durcheinander vom verschobenen Schlafrhythmus, aber sonst ganz ok, traf sich die Zweiradgruppe zum Mittagessen. Ok, es war kein Kreuzfahrtschiff, daher war das Selbstbedienungsrestaurant auch erwartungsgemäß nicht sonderlich einladend. Aber es gab auch noch ein À la Carte Restaurant mit gutem Service und guter Küche in dem wir mit Vergügen speisten
Leider war eine Internetverbindung - weil über Satellit - sehr teuer. Daher konnte ich nicht so viel schreiben wie geplant. Aber so blieb mehr Zeit für Entspannung und Unterhaltung.
Nach einem Zwischenstop in Barcelona - dort sah ich die legendäre Regatta-Segelyacht Alinghi liegen - ging es dann weiter nach Genua. Diese Yacht ist jene, durch die zum ersten Mal in 2003 den Amerikanern der Sieg bei der renomierten Ragatta "America's Cup" verwehrt wurde.
Leider wurde die Hoffnung nicht erfüllt, in Barcelona wenigstens kurz die Fähre verlassen zu können - um vielleicht etwas durch die Hafengegend zu schlendern. Oder für mich, um einen weiteren Kollegen zu treffen, der im DXC-Büro in Barcelona arbeitet. Sie ließen uns nicht von Bord - wohl um ihren eh schon nicht mehr eingehaltenen Zeitplan nicht noch weiter zu strapazieren.
Tag #22 der Spanienreise 2023: Barcelona (ES) - > Genua (IT)
Zweiter Tag auf See - für die Teilstrecke Hafen Barcelona nach Hafen Genua.
Wir lassen es uns als eigentlich Alleinreisende, nun als Dreiergruppe gutgehen. Tauschen Erfahrungen und Ziele aus und merken, daß wir auf ähnlicher Wellenlänge unterwegs sind.
Einstimmig beschlossen wir daher regelmäßig, im etwas bessere À la Carte Restaurant mit italienischem Flair zu essen. Das tat nicht nur dem Bauch, sondern auch der Seele gut.
Wir genossen es sehr, daß die Fähre eher ein Frachtschiff mit etwas Komfort, denn ein Luxus-Liner mit Chichi war.
Am ersten Tag kamen wir uns manchmal etwas verloren vor, weil nur extrem wenig Gäste an Bord waren. Das änderte sich am zweiten Tag, da stiegen viele Gäste - auch Motorradfahrer in Barcelona zu.
Wir verzogen uns dann gerne auf's Oberdeck, schauten die Sterne, rauchten und ratschen bis tief in die Nacht. 8)
Daneben schlossen wir noch Wetten ab, wann die Fähre denn nun wirklich in Genua anlegen würde. Zuviele sehr unterschiedliche Meldungen kursierten. Man hätte denken können es wäre ein marokkanisches Schiff... :/
Tag #23 der Spanienreise 2023: Genua (IT) -> San Michele (IT)
Letzter Morgen auf See - und eigentlich hätte es noch ein gemütliches Frühstück werden sollen, denn nach letzten Aussagen hätte die Fähre um 14:30 in Genua anlegen sollen.
Doch um 08:15 kam plötzlich kam die Durchsage, daß alle die Kabinen zu räumen sind, weil um 10:30 Genua erreicht wird. Hä - hatten die über Nacht eine Abkürzung auf See gefunden?
Nun gut, das war nicht schön, aber als Motorrad-Weitreisender hat man nicht viel Gepäck - und nach einiger Zeit schon Routine, welches Teil in welche Tasche muß. Und der Föhn war eh an die Wand geschraubt...
Hastig wurden die Routen in die jeweiligen Navis gedaddelt, und sich verabschiedet - nicht ohne gegenseitige Einladungen für ein weiteres Treffen - schon wurden wir regelrecht aus dem Bauch der Fähre vertrieben.
Irgendwie zog es mich dann doch schnell nach Hause - also auf, Richtung Brenner. Leider fehlt in Genua ein ordentlicher Stadtplaner! Entweder gibt's den gar nicht - oder man könnte sich fragen, was der so raucht oder trinkt. Die neben- und übereinander liegenden Straßen im Hafengebiet sind ein Wirrwarr, ein einziges Chaos. Da findet kein Navi auf Anhieb eine Route. Und jedesmal, wenn man wiederkommt ist die Straßenführung anders!
Gut, das mit dem gelassen bleiben bei der Navigation* hatte ich ja schon reichlich geübt, so gelang es mir auch irgendwann einen Weg Richtung Brenner zu finden.
Ziel des Tages war dann das einfache Hotel Cantaleone in der Nähe von Bozen.
Tag #24 der Spanienreise 2023: San Michele (IT) -> Regensburg (DE)
Letzter Morgen auf der Reise, letzte Etappe, ein letztes Mal alles wieder an den gewohnten Platz verstauen. :rolleyes:
Gott sei Dank war die am Vorabend zum letzten Mal gewaschene Funktionswäsche trocken geworden.
Auch fast schon erwartet: das Garmin XT wollte wieder mal die übertragene Route nicht verarbeiten*. Da ich in sehr sonnenhelle Länder reiste, hatte ich es erst vor der Reise wegen des viel helleren Bildschirms gekauft. Ich glaube, ich werde es zu Hause gegen die Wand knallen. Oder doch jetzt gleich in die Etsch! :cursing:
Kenne den Weg ab jetzt eh schon auswendig...
Da schreibt plötzlich "Peter with the Scooter", ich möge vorsichtig weiterfahren, der Wetterbericht würde für meine Gegend Regen melden. Er wollte noch in Genua bleiben und hatte wohl Langeweile.
Aber ich hatte die letzten 2 Monate bewusst keinen Wetterbericht angeschaut. Hmmm - und prompt regnete es bei mir.
Aber wenn meine 3-Lagen laminierte GoreTex-Kombi in Afrika vielleicht oversized war - gerade war sie wieder Gold wert. :thumbup:
Ich brauche nicht anzuhalten, um etwas über zu ziehen wenn es mal regnet. Ich öffne oder schließe einfach die Reißverschlüsse um kühlende Luft rein zu lassen, oder den Regen draußen zu halten. ;)
Über die Autobahn, Bozen - Sterzing - Innsbruck - Kufstein - München - Landshut bin ich flott heimwärts gefahren; relativ. Man darf ja in Österreich inzwischen nur noch 100 Km/h schnell langsam fahren (angeblich wegen Emmissionsschutz) und nun in den zahlreichen Baustellen, nur noch 60 Km/h. :cursing:
Was haben die nur davon? Es ist schwer zu verstehen. Hoffentlich wird der Brenner-Basistunnel bald fertig, damit man von diesem Österreich nichts mehr sieht.
Ab Landshut suchte ich noch ein Wenig Fahrvergnügen auf der Landstraße.
Bin nun nach 24 Tagen und rund 7.000 Km wieder heil zu Hause angekommen, hab viel gesehen, viel gelernt und hab sehr viel aushalten müssen. Nun bin ich einerseits froh, wieder zu Hause zu sein. :)
Gleichzeitig erfasst mich aber gleich schon wieder heftiges Fernweh. :rolleyes:
Allen, die vorher meinten, es sei doch ganz schön gefährlich eine solch weite Reise alleine zu machen, möchte ich sagen: es ist nicht ungefährlich. Aber es kann euch jederzeit und überall etwas passieren - auch zu Hause. Das Leben ist eines der gefährlichsten! Wir haben das in unseren 4 Wänden nur vergessen.
Aber wenn man das echte Leben - draußen - meistert, erlebt man eines der schönsten Gefühle! :saint:
Allen die eine solche Idee zu einer Reise in sich tragen, möchte ich sagen: nur Mut - tut es! Ihr werdet in schwierige Situationen geraten, und bewältigen - wie ihr es euch voher nicht hättet vorstellen können. Und über euch hinauswachsen. Ihr werdet Menschen begegnen, die ihr sonst nie getroffen hättet. Und sie werden euer Leben bereichern wie Edelsteine - nur wertvoller.
Wir sehen uns auf der nächsten Reise
Rainer
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