Kleine Rundreise durch fast alle Bundesländer

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    Start in Sankt Augustin am 7. Mai 2023 Richtung Hamburg über die A1. Ich kann jedem nur empfehlen Samstags über die A1 Richtung Norden zu fahren. Bis auf eine Baustelle bei Bremen mit einspuriger Verkehrsführung rollte der Verkehr ungehindert selbst durch den Elbtunnel. Mein Ziel des Tages war Haseldorf ca. 30 KM Nordwestlich von HH (Siehe Foto oben). Am nächsten Tag machten wir ein bisschen Sightseeing entlang der Elbe und kehrten am Willkomm Höft ein (nächstes Foto)

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    Hier werden alle Schiffe ab einer gewissen Größe, die den Hamburger Hafen anlaufen oder verlassen von ehemaligen Seekapitänen begrüßt oder verabschiedet.


    Am Montag, den 8. Mai führte mein Weg über feine, kleine und allerkleinste Sträßchen bei Kaiserwetter durch MacPom nach Berlin. Die Ortsdurchfahrten sind zum Teil noch Kopfstein gepflastert. Trotz der dadurch verurschten Vibrationen sind meine Plomben im Gebiss geblieben.

    Am nächsten Tag zeigte mir meine Nichte die Hauptstadt.

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    Habe ich erwähnt, dass ich meine Schuhe zu Hause vergessen hatte? Nein?

    Ich hatte sie vergessen. Knapp 15 Kilometer durch die Stadt haben die Daytonas überstanden. Meine Füße auch. Irgendwie.

    Am 10. Mai war das Ziel Leipzig. Ein Besuch bei meiner Großnichte stand an. Kurz hinter Berlin, an einem Kreisel in einem Dorf winkte mich eine uniformierte Person in eine Parkbucht, wo weitere uniformierte Personen meiner harrten. Meine Frage, ob ich zu schnell gewesen war, wurde verneint. Es handelte sich um eine allgemeine Verkehrskontrolle. Die Person, die mich kontrollierte war echt nett. Er schaute sich meine Tracer von allen Seiten an, warf einen Blick in die Papiere, stellte fest, dass keine unerlaubten Veränderungen an meinem Fahrzeug statt gefunden hatten und erwähnte beiläufig, dass er im Juni mit seinem Mopped einen Irlandurlaub angehen möchte.

    Da war er bei mir an der richtigen Adresse. Ich erzählte von meinen Erfahrungen auf der grünen Insel, vom Wetter dort, den Eigenheiten der Bewohner und den leckeren Biersorten, die es in diversen Pubs zu trinken gibt.

    Nach zwei Zigarettenlängen trennten wir uns im besten Einvernehmen, wünschten uns gegenseitig eine gute Zeit und weiter ging es Richtung Leipzig. Ca. 20 KM vor der Ankunft entschloss ich mich zu recht, die Regenkombi anzulegen. Beim Start in Berlin gab es 23 Grad und Sonne satt, bei Leipzig sank die Temperatur um 10 Grad und Regen löste die Sonne ab. Den Leipzigabend begleitete eine Stadtführung durch meine Großnichte, ein Bier im Mephisto, ein Abendessen in einer Pizzeria und ein denkwürdiger Abschluss in der Stammkneipe meiner Gastgeberin bis 2 Uhr in der Früh, als die Stühle auf die Tische gestellt wurden.

    Nach einem kurzen Frühstück am selben Morgen packte ich meine sieben Sachen in die Koffer der Tracer, saß auf, startete den Motor und fuhr los. Ungefähr 5 CM weit. Kein noch so beherztes Gasgeben in Verbindung mit gefühlvollem Kupplungsspiel brachte uns auch nur einen CM weiter. Das Hinterrad fühlte sich schwammig an. Es erinnerte mich an einen Platten, den ich schon mal erleben durfte. Der Motor ging aus und dank des links gerichteten Lenkers legte die Tracer sich langsam , aber unaufhörlich in eine Schräglage, die ich auf kurvigen Landstraßen durchaus schätze, in diesem Augenblick jedoch verfluchte. Leise. Ich fluchte leise während ich sie ganz langsam ablegte. Beim Gang um das liegende Hinterteil prüfte ich mit der Stiefelspitze den Reifendruck und fand ihn ausreichend. Einen Platten hatte sie schon mal nicht.

    Auf Anraten meiner Großnichte hatte ich die Tacer am Vorabend mit einem stabilen Kettenschloss gesichert, da sie, die Nichte, nicht die Tracer, in einem Wohnviertel Leipzigs beheimatet ist, wo Eigentum schon mal unfreiwillig wechselt. Unfreiwillig für den ehemaligen Besitzer, nicht für den neuen. Bei genauerem HInsehen entdeckte ich das Schloss und mir offenbarte sich die Ursache für das zögerliche Anfahren.

    Bei dem Versuch das Mopped aufzurichten tat ich mich etwas schwer. Es war schwer. 2 voll gepackte Koffer und die Auswirkungen des durchzechten Abends stellten ein Handicap dar. Hinter mir hielt ein Paketbote sein Lieferfahrzeug an und half ohne große Worte bei der Aufrichtung. Meinen Dank nahm er kaum zur Kenntnis, da saß er schon wieder hinter seinem Lenkrad und führte seine Lieferungen aus.

    Ich löste das Schloss, packte es in einen der Koffer, untersuchte die Heckpartie ohne Befund auf eventuelle Schäden, stieg auf, startete und fuhr problemlos los. Ein bisschen peinlich war mir die Geschichte schon. Nicht nur ein bisschen.

    Die Wetteräpp verkündete bis Erfurt keinen Regen. Ab Erfurt dafür umso mehr.

    Meine Agrar-Wetter-Äpp ist sehr zuverlässig. Deshalb trug ich die Regenpelle bereits beim Start und entschied mich für eine möglichst schnelle Heimfahrt über die BAB. Nach rund 500 KM bei Regen über Landstraßen stand mir nicht der Sinn. Ab Erfurt bis nach Hause schiffte es recht kräftig. Kalt war es auch. Bei 7 Grad und nassen Handschuhen hilft die Griffheizung nicht wirklich. Lasst uns diese drei nassen und kalten Stunden einfach vergessen.

    Am 11. Mai, Spätnachmittag kam ich zu Hause an...

    Drei Tage später fuhr die Tracer und ich, mittlerweile getrocknet, gestärkt und ausgeschlafen nach Süden durch Westerwald, Taunus, ein bisschen Spessart bis in den Odenwald zum Lärmfeuer:


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    Ende des ersten Teils.

  • Richard ich habe mich schon auf deinen Bericht gefreut und du hast mich nicht enttäuscht. Es hat mich gut zum lachen gebracht, Schafe dass ich deine leichte tollpatschigkeit nicht live erleben konnte 🤭 danke dass du uns dennoch dran teilhaben lässt

  • Die Geschichte mit dem Schloss kam live erzählt noch besser, ich habe herzlich gelacht und bin sehr froh, dass das auch durch die Art es zu erzählen gewollt war. 😁

    Umso schöner, hier aber auch noch ein paar visuelle Eindrücke zu bekommen.

    Wer will, findet einen Weg. Alle anderen finden Ausreden.

  • hi, Lärmfeuer ist super,da war ich schon 2mal, und dein Bericht macht Spaß

  • Du bist süß, Saskia. "Leichte" Tollpatschigkeit :S


    Dem aufmerksamen Leser wäre nicht entgangen, dass der 7. Mai ein Sonntag war, ich jedoch zu einer Fahrt auf der A1 am Samstag riet. 8)

    Als mir der Fehler auffiel, war die Editierfunktion schon abgeschaltet.


    Teil 2:


    Eigentlich gibt es nicht mehr viel zu berichten. Zumindest keine Tollpatschigkeiten meinerseits.

    Nach der Ankunft im Lärmfeuer, dem Umkleiden und Frischmachen nahm ich auf der Sonnenterrasse Platz in Erwartung eines kühlen, blonden Schmucker.

    20230514_LärmfeuerAussicht.jpg

    Das Personal und die Besitzer sind einfach nur freundlich und sympathisch. Nicht diese aufgesetzte Freundlichkeit mit dem gequälten "sehr gerne", sondern echte Herzlichkeit. Zuerst lernte ich Melly kennen, die mir das Schmucker brachte. Danach Jannis, der mir das zweite Schmucker servierte und später noch Sabine, Vera und das Hotelierpaar Isabella und Stefan. Später beim Abendessen lernte ich die drei Ehepaare kennen, die ebenfalls an der von Isabella geführten Tour am Folgetag teilnehmen wollten. Ein Pärchen aus Monheim bei Düsseldorf und zwei Pärchen aus der Nähe von Stuttgart.

    Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile bei Schmucker und Sonnenuntergang auf der Terrasse

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    Pünktlich um 10 Uhr am nächsten Morgen startete die Tour mit Isabella auf ihrer 1250 GS als Guide. Die anderen 6 Moppeds reihten sich hinter ihr ein. Regina aus Monheim outete sich ohne falsche Scham als wahrscheinlich langsamste Fahrerin und bestand darauf, das Schlusslicht zu machen. Meine Tracer vor ihr und die anderen vor mir. Auf einer BMW 1250 R (glaube ich) saßen Andy und Nadine, dahinter Micha auf einer weißen Sportler, danach Tanja auf einer Triumph und vor mir ihr Mann Stefan auf einer MV Agusta Brutale. Die Reihenfolge war zufällig ausgewählt worden, entpuppte sich jedoch als goldrichtig.

    Isabella beherrscht ihre GS mit einer traumhaften Leichtigkeit. Wer im Vorfeld angesichts eines weiblichen Tourguide leicht genervt die Augen gerollt hatte, wurde rasch eines Besseren belehrt. An ihr dran zu bleiben, war eine Herausvorderung für die Mannsbilder. Auch Tanja war alles andere als ein Bremsklotz. Sehr zügig ging es durch die Odenwaldkurven an den Neckar und später an den Main. Regina fuhr die Kurven etwas vorsichtiger als wir anderen, hatte jedoch kein Problem mit ihrem KAWA-Chopper auf den Geraden aufzuschließen.

    Nach der Mittagspause schlüpfte ich angesichts der dunklen Wolken um uns herum mit den ersten Tropfen in meine Regenpelle. Meine Mohawk-Lederkombi ist nicht wasserdicht.

    Stefan mit seiner Lederkombi hatte leider kein Kondom dabei und wurde leicht nass bei der nun folgenden Regenschauer. Diese dauerte nicht lange. Die anderen Mitfahrer trugen mehr oder weniger dichte Textilkombis. Die Temperaturen lagen zwischen 12 und 15 Grad und nach einigen weiteren Kurven erreichten wir am Nachmittag nach 254 Kilometern wieder unseren Ausgangspunkt. Wer die Tour nachfahren möchte schicke mir eine PN. Ich habe sie mit meinem TomTom aufgezeichnet.

    Der Dienstag begann kühl und feucht. Jeder verbrachte den Tag nach eigenem Gutdünken. Gegen Mittag, als es etwas aufklarte, drehte ich eine kleine Drei-Stunden-Runde im westlichen Odenwald.

    Gegen Abend versammelten wir uns wieder auf der Terasse bei einem Schmucker. Wir waren uns alle sympathisch und fanden reichlich Gesprächsthemen, die auch mal nichts mit Benzin oder Dummgeschwätz zu tun hatten. Für den letzten Tag verabredeten wir uns zu einer gemeinsamen Ausfahrt. Ohne dass ich groß gefragt wurde, war ich nach einem Besuch in der Getränkerückgabe plötzlich der designierte Tourguide.

    Ich habe mich nicht widersetzt und mit Stefan zusammen baldowerten wir eine Tour nach einer Kartenvorlage der Wirtin an meinem Navy aus.

    Es sollte zwar trocken, aber frisch werden. Tiefsttemperaturen von 9 Grad sagte die Wetteräpp voraus. Wir kürzten die Tour, die laut Vorlage 220 KM haben sollte auf 120 KM Gesamtlänge.

    Am nächsten Morgen beim Frühstück erweiterte ich sie eigenmächtig auf 160 KM, wobei die letzten 40 KM bei Bedarf abgekürzt werden konnten.

    Wir kürzten nicht ab. Andy fuhr mit seiner Sozia Nadine als Aufpasser vor Regina her, Tanja hinter mir, die anderen dazwischen. Es war eine geile Runde. Zwar frisch, aber trocken und die Stimmung einfach nur gut. Ich konnte die Kurven in meinem Tempo fahren, zweimal kratzte der rechte Fußrastennippel auf dem Asphalt, Tanja klebte mir meistens am Arsch, wie sie sich ausdrückte und auf den Geraden rollten wir entspannt bis Regina wieder aufgeschlossen hatte.

    Nach einem kurzweiligen Abend bei Schmucker und Haselnussbrandt, einer kurzen Nachtruhe und einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir uns voneinander und von unseren Gastgebern und traten jeder für sich die Heimreise an.

    Noch ein paar Worte zur Unterkunft:

    Wie schon erwähnt, das Personal und die Wirte sind einfach nur nett und haben immer ein offenes Ohr für die Wünsche der Gäste. Die Küche ist eine Empfehlung wert und beim Frühstück gab es alles, was das Herz begehrte in guter Qualität.

    Wir hatten das Arrengement "Mut zur Lücke", das von Sonntag bis Donnerstag im Angebot ist, gebucht. Die ersten drei Abende und auch Frühstücke waren sehr gemütlich bis am Mittwochabend die ersten Gäste eintrudelten, die das Vatertagswochenende gebucht hatten. Es wurde voll und laut. Und was wir von den Nachbartischen hörten, war nicht immer lustig oder unterhaltsam. Es war einfach nur nervig laut.

    Männergegröle halt.

    Wer etwas Ruhe sucht, sollte die Wochenenden in der Saison meiden.

    Mein Weg zu meinem nächsten Zwischenziel war nicht weit. Nach 70 KM kam ich in der Nähe von Worms bei Freunden an. Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag und Abend und am nächsten Morgen, es war Freitag mittlerweile, rollten die Tracer und ich nach Westen, nach Schoden an die Saar. Bei Kaiserwetter und wenig Verkehr durchquerten wir den nördlichen Pfälzer Wald und den Südwestlichen Hunsrück bis zum Ziel. Hier erwarteten mich mein bester Freund Stefan mit Frau und Schwiegermutter zur tatkräftigen Mithilfe bei der Innenverkleidung eines Dachfensters im Badezimmer. Stefan und Bärbel wohnen noch in Köln und wollen zum Jahresende nach Schoden ziehen. Bärbels Mama kommt nicht mehr so gut allein zurecht. Das Haus bekam ein neues Dach, neue Fenster und demnächst eine PV Anlage.

    Die Verkleidung der Fensterleibung stellte sich als Herausforderung für uns beide heraus.

    Hier das Ergebnis:


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    Die Komplexität der Aufgabe mit den unterschiedlichen Winkeln und Maßen mit denen die Multiplexplatten aus Pappelholz passend zueinander geschnitten und gehobelt werden mussten, hatten wir unterschätzt. Zwischendurch wurde viel geflucht und wir verstanden den Dachdecker, der diesen Job nicht machen wollte. Aber wir haben dazu gelernt und das zweite Dachfenster traut Stefan sich jetzt alleine zu. Mal sehen, wann mein Telefon klingelt :saint:

    Das war`s dann schon mit dem 2. Teil. Gestern bei Kaiserwetter war die Rückfahrt nach Hause diagonal durch die Eifel vom Südwesten nach Nordosten einfach nur ein Genuss.

    Fazit:

    Dieser Urlaub durch Nordrheinwestfalen, Niedersachen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Hessen, Baden Würtemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz war einmalig schön für mich. Die Städte Hamburg, Berlin und Leipzig hätte ich nie besucht, wären dort nicht liebe Menschen zu Haus, denen ich meinen Besuch schon seit Jahren versprochen habe. Ich habe neue Menschen kennen gelernt, die mein Leben bereichern und alte Freunde getroffen, die immer noch Freunde sind. Bis auf die zwei anstrengenden BAB-Fahrten nach Hamburg und von Leipzig nach Hause, waren die Strecken abwechslungs- und erlebnisreich.

    Nachahmern sei geraten, bequemes Schuhwerk mitzuführen und das Kettenschloss beim Losfahren nicht vergessen zu lösen.


    Dank an den Leser, die Leserin für die Geduld.

  • "Leichte" Tollpatschigkeit :S

    😇 Ich kann mich freundlich ausdrücken. Schade dass der zweite Teil so ganz ohne tollpatschigkeit auskam, dennoch hat das lesen spaß gemacht.


    Nachahmern sei geraten, bequemes Schuhwerk mitzuführen und das Kettenschloss beim Losfahren nicht vergessen zu lösen.

    Ich bin mir sicher da gibt es jemanden der es trotz deinem guten Rat schafft es nach zu machen

  • Mhhh, schöner Bericht.... Odenwald könnte mich reizen, das Kopfsteinpflaster erinnert mich an die Fahrt nach Lübeck, es gab da einen Parkplatz an der AB, kurz vor Hamburg, der war auch nicht fein geteert, aber mit riesigen Pflastersteinen....grob hält, Man könnte sagen, meine CB kann auch Gelände.... 8)

  • im Odenwald macht es ja auch Sinn nicht am Wochenende zu fahren weil da reichlich Strecken gesperrt sind, also immer schön Wochentage dafür einplanen, und Isabella ist sehr nett :) :)

  • Hab ein Bundesland vergessen. Auf dem Weg nach und von Berlin lag Brandenburg auf der Strecke. Somit waren es 15 Bundesländer von 16.

    Aber das Saarland kommt auch mal wieder unter meine Räder.

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