Kaufberatung für KTM 890 Adventure Modell 2021; Pro und Contra

  • Liebe Netbiker-Gemeinde,


    vorgestellt habe ich mich seinerzeit an anderer Stelle. Nur zur Erinnerung:

    Seit Jahrzehnten sind Modelle mit der Stimmgabel meine Begleiter. Anfangs die XT 600 3TB, seit 2005 die XT 660R. 2015 habe ich mir für den Sommer die MT09 Tracer zugelegt und seitdem gut 60 TKM bewegt. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit beiden Modellen. Die Tracer fährt von April bis November und wenn Salz auf den Straßen liegt, trägt mich die XT dahin, wo ich hin will.

    Doch jetzt steht vielleicht ein neues Spielzeug an. Die KTM 890 Adventure verspricht sehr viel.

    Sehr viel Drehmoment, sehr viel Fahrspaß und Wartungsintervalle von 15TKM. Und einen Preis, der dem eines guten gebrauchten Mittelklasse-Pkws nah kommt.

    Aufgrund meiner geringen Schrittlänge von nur 80 cm hab ich das R-Modell erst mal ausgeklammert. Wobei die Sitzhöhe nicht wirklich ein Problem darstellt. Mit den 87 cm der XT komme ich sehr gut zurecht. Für das bisschen Schotter und Feldweg, wo ich nur hin und wieder unterwegs bin, reicht die "normale" Adventure völlig aus.

    Meine Körperlänge beträgt ca 172cm und das Gewicht schwankt zwischen 71 und 74 Kilogramm, je nach Jahreszeit.

    Nun wäre ich sehr dankbar, wenn ihr mir eine kleine Entscheidungshilfe geben könnt.

    Also Pro und Contra der KTM 890 Adventure.

    Danke vorab für konstruktive Hinweise.


    Viele Grüße

    Rick

  • Also Pro und Contra der KTM 890 Adventure.

    Danke vorab für konstruktive Hinweise.


    Viele Grüße

    Rick

    Hallo Rick,


    zunächst vielen Dank, dass mal ein Thread eröffnet wurde, bei dem es um Motorräder geht.


    Ich habe letzten Herbst beide Probe gefahren. Die Yamaha war mir sympathischer, weil etwas "komfortabler", ich empfand sie Strassen tauglicher. Die Adventure ist sicherlich etwas härter im Nehmen, wenn man auch raue Passagen fahren will. Beide sind sicherlich sehr gute Motorräder, für die Stimmgabel habe ich auch eine Neigung. Damals hatte ich eine 650 Versys zuhause, mit der ich gar nicht zufrieden war. Sie und die beiden Angesprochenen haben mich wieder mehr auf klassische Tourer-Bauform gebracht wobei die aktuellen Sortimente nur wenig hergeben.


    Ein Tipp: nutze vielleicht mal die Mitgliedersuche nach der Adventure und spreche die Mitglieder:innen gezielt an. Bringt dich vielleicht weiter.


    Viele Grüße, Roland

    Keep calm and think hessisch

  • Vorab. Ich mag KTM. Nein, ich habe (noch) keine eigene KTM-Erfahrung. Aber falls geht es in Richtung 1290 GT oder R.


    In diesem Bericht ist alles gut erklärt. Falls Du den nicht kennst. Pro und Kontra aus meiner Sicht.


    Pro.

    Elektronik, ABS usw. ist ganz vorne mit dabei.

    320er Bremsen machen schon ernst.

    Vermutlich sehr bequemes Reisemotorrad mit Einstellmöglichkeiten der Ergonomie.


    Kontra.

    Keine einstellbare Gabel. Vielleicht ein Spleen von mir, aber ich stelle mir mein Fahrwerk durchaus so ein wie ich es haben möchte.

    Design - die Front von der Seite gesehen muss man mögen.

    Preis - 14500 ist schon eine Ansage. Und da ist der Blipper oder TPMS z.B noch nicht dabei? Wenn Du das Ding mit voller Hütte bestellst kannst Du auch schon nach einer Multistrada 1260 schielen.


    Viel Erfolg

  • Bin bei 790/890 auch hin und hergerissen. Da ich nach ein paar Jahren Abstinenz mal wieder eine KTM haben wollte, kamen mir die beiden auch in den Sinn. Bin die 790 schon mehrfach gefahren. Spaß macht sie und ist wahnsinnig handlich. Idealeinsatz: Kurvenhatz im Trentino. Für entspanntes Reisen ist sie dagegen für mich ungeeignet. Die Federung der "normalen" ist mir zu hart, da bin ich nach einer Weile auf schlechterer Strecke einfach durchgerüttelt und genervt. Die R ist von der Federung so, wie ich es mir vorstelle, aber sie ist mir (176) zu hoch, auch wenn sich die Sitzbänke beliebig tauschen lassen. Ggf. könnte man die Gabel etwas durchschieben und so noch einen Zentimeter gewinnen ohne an Federweg einzubüßen.


    Vielleicht lege ich zu hohe Maßstäbe an, aber ich hatte lange eine 1190 Adventure und die war für mich optimal. Motor Spitze, Federung optimal, Sitzhöhe passend. War leider ein Werkstattmotorrad.


    Weil ich dieses Jahr mindestens zwei längere Reisen vorhabe, hat mich der KTM Gedanke aber nicht losgelassen. Also flugs eine günstige gebrauchte 1050 gekauft. Ist ja etwas verpönt wegen des gedrosselten Motors, aber das ist Jammern auf hohem Niveau, vor allem bei Reisegeschwindigkeit. Ansonsten ging ich davon aus, dass die Federung so wie bei der 1190 ist, aber weit gefehlt. Eher so wie bei der 790, ziemlich bockig. Die Lösung war einfach. Hat mich 160 € für Wilbers Federn und neues Gabelöl gekostet. Dazu die Luftkammer etwas größer gelassen, die Gabel 1 cm durchgeschoben und schon ist alles so, wie ich es mir wünsche :) :)


    Warum sage ich das? Zum einen, weil ich vermute, dass ich so auch die Gabel der 790 auf meinen Geschmack hätte trimmen können, zum anderen, weil ich jetzt nach ersten längeren Touren mit der 1050 einfach wieder begeistert von dem LC8 V2 bin. Für mich einfach der Größenordnungen bessere Motor als der Reihenzweier in der 790. Ich bin jedenfalls froh, mich für die 1050 und gegen die 790 entschieden zu haben. Preiswerter war's auch noch :)


    Grüße, Klaus

  • Hallo Rick,


    bisher bin ich vorwiegend Dickschiffe ab 240 kg Fahrgewicht gefahren, z.T. auch deutlich schwerer. Nach 2 GSen ist mir die neue GS zu hoch - ich mag keine Tieferlegung - und zu mächtig, so dass ich mir relativ kurz entschlossen die 890er Adventure gekauft habe. Die ersten Eindrücke nach 3.500 km:


    - Sitzhöhe und Sitzposition passt für Fahrer unserer Körperlänge ;) super. Die Sitzbank lässt auf eine Sitzhöhe von 830 und 850 mm einstellen. Auch bei der niedrigen Position ist für mich der Kniewinkel völlig ok,

    - die Leistungsentfaltung ist ab einer bestimmten Drehzahl für solch ein leichtes Motorrad sensationell. Für den Stammtisch: die Leistungsdaten sind im üblichen Geschwindigkeitsbereich (was auch immer das ist 8) ) mit den Leistungsdaten der 1250er GS vergleichbar. Neben Motorleistung und Drehmoment zählt auch das Leistungsgewicht...,

    - der Fahrspass ist nach meiner Einschätzung sehr hoch. Durch das niedrige Gewicht (fahrfertig 216 kg), die Gewichtsverteilung (tiefliegender Tank), die schmalen Reifen (vorne 90", hinten 150") ist auf kurvenreichen Strecken nicht das Motorrad sondern der Fahrer der limitierende Faktor. Das gilt zwar fast für jedes Motorrad - in diesem Fall aber besonders :) . Auf jeden Fall ist man in den Kurven bei Bedarf recht flott...,

    - ich bin zwar bisher erst auf einigen Feldwege gefahren, aber auch hier: Gewicht, Gewichtsverteilung, Reifengrössen und der überraschend gute Avon-Reifen vermitteln ein super sicheres Fahrgefühl im leichten Gelände. Das verspricht auch gute Ergebnisse auf anspruchsvolleren Passagen, evtl. dann auch mit grobstolligeren Reifen,

    - das Motorrad ist im Vergleich eher leise. In der heutigen Zeit und z.B. in Tirol oder in der Nachbarschaft durchaus ein Vorteil,

    - der ganze Elektronik- und Ausstattungskram ist vielleicht nicht ganz so üppig wie bei BMW, dennoch für mich mehr als ausreichend. Besonders gelungen: der Quickshifter, der richtig Laune macht und mit etwas Eingewöhnung auch super funktioniert. Tempomat benutze ich auch ab und zu, dann gibt es da noch einen Rallye-Mode, ABS-Einstellung für Gelände etc.


    Gibt es auch Nachteile?

    - wie Klaus schon sagte, beim Komfort geht es eher straff zu. Ob ich mich daran gewöhne, weiss ich eigentlich noch gar nicht. Die längste Tour war bisher nur 400 km, das ging sogar überraschend gut. Am Federbein lässt sich die Federvorspannung und die Zugstufendämpfung einstellen. Letztere habe ich seit ein paar Tagen auf Komfort stehen. Mal schauen, was das bringt. Die serienmässige Sitzbank ist auch eher von der straffen Sorte, aber auch das werde ich zumindest in diesem Jahr weiter ausprobieren,

    - natürlich ist die Leistungsentfaltung nicht so souverän aus dem Drehzahlkeller wie bei einem grossvolumigen Boxer oder V2,

    - die Optik des tiefliegenden Tanks polarisiert möglicherweise. Mir selbst gefällt an dieser Stelle die KTM-Philosophie "form follows function". Und ob z.B. eine GS gut aussieht oder nicht - auch dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.


    Zusatzausstattung:

    - ich habe mir das Garmin Zumo XT an der dafür vorgesehenen Stelle montiert. Sehr gut ablesbar und genau im Blickfeld - sehr empfehlenswert.

    - für die Reise habe ich den KTM Tankrucksack und seit letzter Woche das BUMOT-Soft-Gepäcksystem montiert. Der Tankrucksack ist völlig ok. Das Gepäcksystem freut sich schon auf die erste grössere Reise...


    Einen guten Test zu 890er findest du z.B. bei Wolf auf Youtube. B9CA809F-A77E-4DE3-BE15-67E07D4B9463.jpg

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  • Schöner Bericht.

    Ich habe keine Erfahrung mit KTM, nur zwei Hinweise:

    die reine Sitzhöhe ist nicht entscheidend, durch eine im Vergleich schmalere Sitzbank kann eine höhere Sitzposition durchaus praktikabel sein.

    Und eine straffe Sitzbank kann langstreckentauglich sein. Weich ist nicht automatisch besser.


    Die Optik ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig.

    Irgendwann hab ich ihn...

  • kurvenreichen Strecken nicht das Motorrad sondern der Fahrer der limitierende Faktor. Das gilt zwar fast für jedes Motorrad - in diesem Fall aber besonders :) . Auf jeden Fall ist man in den Kurven bei Bedarf recht flott...,

    Wir müssen mal wieder ins Trentino und das testen :D Ich erinnere mich da an die ein oder andere Fahrt am Manghen :)


    Ansonsten: Der Avon Trailrider ist tatsächlich ein Geheimtipp. Ich bin ihn das erste Mal auf der 790 gefahren. Auf Schotter mehr als ausreichend und auf der Straße unglaublich agil. Ich denke, das macht einen Teil des Fahrgefühls der 790 aus. Die bin ich dann später mal mit einem anderen Reifen gefahren und vermisste das Mountainbike-ähnliche Fahrverhalten, das sie mit den Avons hatte. Inzwischen fahre ich die Avon übrigens auch auf meiner Straßenmaschine ( R 1250 R) mit einem ähnlichen Ergebnis und, wie ich inzwischen weiß, einer irren Laufleistung. Für die KTM 1050 liegen sie schon im Keller

  • Genau diese KTM geistert auch immer wieder durch meine "Suchanfragen".


    Vorweg: Ich bin sie noch nicht gefahren aber schon ein paar andere KTMs.

    Was ich immer wieder feststelle bei KTM:

    Sie verleiten (mich!) zu deutlich höheren Geschwindigkeiten im Vergleich zu anderen Motorrädern.


    Sprich: Auf einer KTM kann ich nicht langsam.

    Das KTM preislich "knusprig" ist kommt dazu und am Ende glaube ich fest, daß eine Yamaha im Unterhalt (Reparaturen, Service etc) günstiger ist. Das habe ich bewusst als letzten Punkt geschrieben, weil ein Hobby in Euro und Cent zu berechnen ist nicht sinnvoll.

    Aber beim wichtigen Thema Zuverlässigkeit (jetzt ziehe ich sicher den Zorn der KTM-Fahrer auf mich) halte ich alles aus Japan auch für deutlich überlegen.


    Zurück zu meinen Überlegungen:

    JA - eine KTM macht sicher höllisch Spaß !

    Tendiere aktuell aber dennoch erheblich mehr Richtung V-Strom 650


    Mögest Du eine Entscheidung treffen, mit der Du lange richtig liegst!

  • Aber beim wichtigen Thema Zuverlässigkeit (jetzt ziehe ich sicher den Zorn der KTM-Fahrer auf mich) halte ich alles aus Japan auch für deutlich überlegen.

    Leider ist der Kunde bei neuen KTM Modellen tatsächlich mehr der Betatester als bei anderen Herstellern. Sind die Kinderkrankheiten aber erst mal beseitigt sind die auch nicht mehr oder weniger zuverlässig als andere Hersteller. Für den Kunden ist das bei einem Neukauf erst mal bis auf einen eventuell zusätzlichen Zeitaufwand durch Nachbesserungen durch den Händler vernachlässigbar. Ist ja alles durch den Hersteller abgedeckt. Ich habe Motorräder von allen jap. Herstellern gefahren. Überlegen? Sicher nicht. Haltbarer? Im direkten Vergleich zu dem was ich seit 2012 gefahren bin... nö. Günstiger im Unterhalt? Gefühlt ja, aber wenn schon Hobby, dann mit etwas an dem ich Spaß habe :) Nein ich fahre keine KTM

  • Herzlichen Dank an alle, die bisher geantwortet haben.

    Alle Antworten sind hilfreich bei der Entscheidungsfindung.

    Am meisten geholfen hat mir der Bericht von joey, der aus Praxiserfahrung spricht. Dafür meinen besonderen Dank.


    Bislang hab ich noch keine "Contras" gelesen, die mich vom Kauf abhalten würden. 8)


    Noch eine Frage zu dem Avon Reifen. Ich fahre bei jedem Wetter (ausser Glatteis) drum wäre mir der Punkt Nasshaftung noch wichtig. Mein Vertrauen galt bisher dem Michelin Road 5 (PiRo 4 vorher).

    Kann der Avon da mithalten?


    Als ich mir damals die Tracer zugelegt habe, hätte ich die Sch... Dunlop D222, die ab Werk montiert waren, direkt runterschmeißen sollen. Falsch verstandene Sparsamkeit . So hat es uns in einer nassen Kurve hingeschmissen, was am Ende teurer war, als ein Satz neuer Reifen. X(

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